Abgesang auf Alpha-Prozessoren:ein unbekannter,dem wir User viel zu verdanken haben!

  • Wir schreiben das Jahr 1994, als der Begriff "DEC Alpha" zum ersten Mal von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Zu dieser Zeit fertigte Intel noch Pentium-Prozessoren und AMD versuchte sich mit 486er Clones über Wasser zu halten, als der Discounter Vobis für viele völlig überraschend eine Workstation mit DEC Alpha-Prozessor vorstellte. Zu dieser Zeit glaubten Experten wie auch Journalisten, das Ende der klassischen CISC (Complex Instruction Set Computer) Prozessoren sei gekommen. Die Zukunft müsse den leistungsfährigeren RISC (Reduced Instruction Set Computer), wie den DEC Alpha Prozessoren oder den IBM PowerPCs gehören. Aus diesem Grund stattete Vobis damals einen der Highscreen-PCs mit einem Alpha-Prozessor aus, kombiniert mit Microsofts Windows NT für Alpha-Prozessoren.

    Wie wir heute wissen war der Versuch, von der Intel-kompatiblen x86-CISC Schiene auszuscheren, nicht von Erfolg gekrönt. Der Vobis-RISC Rechner wurde ein Flop, vorwiegend begründet durch die praktisch nicht vorhandene Software-Basis. Damals wie heute legt die Kundschaft großen Wert auf abwärtskompatible Neuentwicklungen. Der Erfolg des Intel 80386 damals (16-Bit -> 32-Bit), sowie des AMD Athlon 64 heute (32-Bit -> 64-Bit) beweisen es. Nur die CISC vs. RISC Diskussion lässt sich nicht so einfach abhandeln. Intern arbeiten alle heutigen Prozessoren praktisch wie RISC-Prozessoren, gaukeln lediglich nach außen hin eine klassische x86-CISC Architektur vor. So lässt sich heute sagen, dass der RISC-Prozessor das Rennen um die bessere Architektur gewonnen hat - allerdings nur, weil er sich als CISC-Prozessor verkleidet hat. Aber lassen wir das...

    In den letzten Jahren fristeten die Alpha-Prozessoren ihr Darsein mehr oder minder erfolgreich in Multi-CPU Server- oder Workstation-Systemen. Die Firma DEC (Digital Equipment Corp.) wurde in der Zwischenzeit mehrmals verkauft, etwa an Compaq oder Hewlett-Packard. Grund: stets waren andere Mitbewerber entweder besser (selten), billiger (häufig) oder einfach besser vermarktet (meistens). Aus technischer Sicht konnte man den Alpha-Prozessoren kaum einen Vorwurf machen (Kompatibiltät zur x86-Welt ausgenommen)! Viele Entwicklungen fanden in anderer Form den Weg in diverse Mitbewerber-Produkte. Das Alpha EV6 Busprotokoll zum Beispiel war die Grundlage jedes AMD Athlon Prozessors. Das ehemals "Lightning Data Transport" Protokoll beflügelt heute als HyperTransport-Protokoll alle AMD Athlon-64- und Opteron-Systeme, Intels HyperThreading alias SMT (Simultaneous Multi-Threading) ist bei den Alpha-Prozessoren (zumindest in der Entwicklung) ein alter Hut, ebenso wie integrierte Memory-Controller und Multi-CPU Layouts bis 64 Prozessoren. 64-Bit Computing natürlich sowieso. Sprich: alles, was heute bei AMD und Intel als der Weisheit letzter Schluss präsentiert wird, gab es bei DEC/Alpha größtenteils schon vor Jahren (wenn auch oft nur auf dem Papier, da die Umsetzung den neuen Ideen mangels Geld und Produktions-Knowhow meist hinterher hinkte).

    Aber was nützt es? Ohne die entsprechende Software-Unterstützung gammelten die Alpha in einigen wenigen Speziallösungen vor sich hin, wo Software-Kompatibilität keine Rolle spielt. Aber selbst dort wurde es in den letzten Monaten eng für Alpha. Intels Itanium 2 ist für große Serverlösungen mittlerweile meist die schnellere Alternative, AMDs Opteron für kleine und mittlere Lösungen nicht langsamer, dafür aber wesentlich günstiger in Betrieb und Anschaffung. Der stete Mangel an Budget war auch dafür verantwortlich, dass die Weiterentwicklung nicht in jenem Maße stattfand, wie es notwendig gewesen wäre, um auch langfristig überleben zu können. 180 nm Produktion und Taktfrequenzen knapp über 1 GHz sind heute einfach nicht mehr gut genug.

    Aus diesem Grund werden wir vermutlich mit dem Alpha EV7z das letzte Aufbäumen dieses Dinosauriers erleben. Der Prozessor arbeitet mit 1,3 GHz Taktfrequenz, kann als 8x, 16x, 32x oder 64x System konfiguriert werden (vgl. AMD Opteron maximal 8 Prozessoren) und lässt sich mit bis zu 512 PCI-X-Karten, 192 PCI-Karten und 64 AGP-4X-Karten (!!!) erweitern. Jeder Prozessor besitzt wie der Opteron einen integrierten Memory-Controller, der allerdings keine zwei DDR400 Kanäle verwaltet, sondern - man höre und staune - satte acht Rambus-Speicherkanäle. Spätestens im Jahr 2006 soll Schluss sein mit der Produktion des Alpha-Prozessors. Die Alpha-Entwickler API Networks sind schon seit 2002 in Ruhestand und nun wird auch Neu-Eigner Hewlett-Packard den Stecker ziehen. Allerdings kann sich Compaq noch nicht so recht damit anfreunden. Sie haben angekündigt, bis 2007 Alpha-Server verkaufen zu wollen, während beide Unternehmen bis mindestens 2010 Support dafür betreiben wollen.

    In jedem Fall dankt hier ein Prozessor ab, dem alle User heutiger Intel- und AMD-Prozessoren einiges in Sachen Performance und Technologie zu verdanken haben. Vermissen werden sie ihn vermutlich nicht, viele werden gar nicht gewusst haben, dass es ihn gibt. Aber sei's drum. Wir sagen heute schon 'Adios' und hoffen, dass Intel und AMD in Zukunft die Ideen nicht ausgehen werden - auch ohne Alpha-Prozessoren als Technologie-Vorlage...

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    "Ich bin unschuldig, ich bin Amerikaner"

    Zitat:

    Baphomet's Fluch 1

  • Hi Leutz,

    Ich erinnere mich auch damals daran, das die DEC Alpha CPU´s sehr sehr grosses Ansehen genossen haben. technisch vom feinsten und es gab eigentlich kaum etwas an diesen Geräten auszusetzen.

    Die Alpha CPU kam wohl zu spät und war wie erwähnt, nicht abwärtskompatibel zu den Intel und AMD Chips.

    Nichtsdestsotrotz - DEC hatte die Welt mit der Architektur ein gutes Stück nach vorne gepowert - was CPU Design betrifft. Ohne Grund gab es nicht Kooperationen zwischen Intel und DEC.

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    Respect the Scene, Respect their Work !

  • Ja der gute ,alte DEC - Alpha Chip ,fand damals (so Mitte der 90iger) seine Berechtigung in sehr leistungstarken Render/Raytracing Systemen zusammen mit der DEC-Alpha- Version von Lightwave3D /VideotoasterNT (von Newtek) .

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