Der Draht zum Himmel - Seilbahnen

  • Ohne Anstrengung und Risiko höchste Berggipfel erklimmen: In Urlaubs- und Ausflugsgebieten sind Seilbahnen heute selbstverständlich. Doch wann wurde eigentlich die erste Seilbahn gebaut und welche Technik steckt hinter modernen Anlagen?

    Urlauber: Auf einem Berggipfel stehen, den Blick in die Ferne schweifen lassen, Natur und Stille genießen und im Winter auch die Abfahrt auf den Pisten. Während früher solche Erlebnisse häufig nur nach langem und beschwerlichem Anstieg möglich waren, geht das inzwischen vielerorts einfach, schnell und bequem. Allein in Deutschland gibt es zur Zeit 160 Seilschwebebahnen, daneben einige Zahnrad- und Standseilbahnen sowie jede Menge Schlepplifte. Millionen von Touristen, aber auch die heimische Wirtschaft profitieren davon. Doch welche Technik steckt hinter diesen außergewöhnlichen und oft spektakulären Transportmitteln?

    Seilbahnen oder seilbahnähnliche Einrichtungen gab es im ostasiatischen Raum bereits vor Jahrtausenden – in China zum Beispiel. Sie ermöglichten es, Güter, Tiere, aber auch Menschen über tiefe Schluchten und reißende Ströme zu transportieren.

    König Ludwigs Träume
    Im 19. Jahrhundert verfolgte König Ludwig II. von Bayern den Plan, eine Art Flugseilbahn über den Alpsee zu errichten. Ein Fesselballon sollte der Schwerkraft der Gondel entgegenwirken und eine Dampfmaschine die Winden für das Zugseil antreiben. Auf diese Weise hätte das Problem eines zwei Kilometer frei hängenden Zugseils überwunden werden können. Doch die technischen Möglichkeiten reichten zur damaligen Zeit dafür nicht aus und das Projekt konnte nicht verwirklicht werden.


    Erste Darstellungen stammen aus China
    1907 wurde in San Sebastian die erste moderne Seilbahn für den Transport von Personen in Betrieb genommen. Bereits im Jahr darauf nahm bei Bozen die erste Luftseilbahn ihren Betrieb auf. Sie funktioniert auch heute noch. Ebenfalls 1908 wurde der Wetterhornaufzug im Schweizerischen Grindelwald für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste der Betrieb jedoch wegen fehlender Gäste bereits 1915 wieder eingestellt werden.


    Die Schweiz als Vorbild
    Der um 1930 einsetzende Skiboom löste in den Alpen den Bau vieler neuer Bahnen aus. Dabei entwickelte sich die Schweiz zum Seilbahnland schlechthin. Die schweizerische Seilbahnindustrie hat international in vielerlei Hinsicht eine Pionierrolle übernommen, so dass heute auf der ganzen Welt das Gütesiegel „Made in Switzerland“ anzutreffen ist.


    Anlagenboom
    In den Jahrzehnten nach 1945 wurden verschiedenste Anlagen für den Personentransport in den Bergen entwickelt und gebaut: Luftseilbahnen, Skilifte, Sesselbahnen, Gondelbahnen. Die immer ausgefeiltere Transporttechnik löste eine richtige Invasion von Bergtouristen aus, die bis in die siebziger Jahre anhielt. Zahlreiche Gipfel wurden mit Transportanlagen auch für die breite Masse erschlossen.


    Älteste Bahn noch heute in Betrieb
    Die älteste noch im Original erhaltene Personenseilbahn der Welt ist die Predigtstuhlbahn in Bad Reichenhall. Diese Großkabinen-Luftseilbahn, mit deren Bau 1927 begonnen wurde, leistet bis heute ihren Dienst. Die Gondeln rollen noch immer auf den ersten Tragseilen aus den Gründerjahren. Mehr als 6,5 Millionen Fahrgäste wurden seither mit ihr befördert.
    Die deutsche Bergbahnwirtschaft ist ein wichtiger Motor für den Wintertourismus. In vielen Alpengebieten sind es gerade die Seilbahnen, welche die Attraktivität der Regionen steigern und deren wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben. Allein Österreichs Seilbahnen befördern jährlich durchschnittlich 630 Millionen Personen. 261 Seilbahn- und etwa 550 Schleppliftunternehmen mit über 3.000 Anlagen gestatten heute nahezu unbegrenztes Skivergnügen auf Österreichs Pisten. In der Schweiz werden jedes Jahr durchschnittlich zwanzig neue Seilbahnen und Skilifte gebaut. Auch wenn es sich meist um Renovierungsmaßnahmen bereits bestehender Anlagen handelt, zeigt sich hierbei doch, wie wichtig und zukunftsweisend die Seilbahnen für viele Bergregionen sind.

    Gigantische Beförderungszahlen
    Neben den Alpenländern Österreich und Schweiz können auch die deutschen Alpengebiete in Sachen Seilbahnbau auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken. Für den Tourismusstandort Deutschland waren die Seilbahnen schon immer von grundlegender Bedeutung. Bereits in den 30er Jahren erreichten die bayerischen Seilschwebebahnen eine Beförderungskapazität von circa 300.000 Personen jährlich. Heute werden in Deutschland 160 Seil- und vier Zahnradbahnen betrieben, wovon knapp zwei Drittel im Alpenraum zu finden sind. Pro Jahr befördern die Betriebe durchschnittlich sieben Millionen Gäste und setzen rund 80 Millionen Euro um.


    Wirtschaftsfaktor mit Gewicht
    Nicht nur Touristen profitieren von den Seilbahnen als Möglichkeit, faszinierende und abgelegene Naturräume zu entdecken. Vielmehr schaffen sie wichtige saisonale Arbeitsplätze. Vor allem der Wintertourismus spielt dabei eine entscheidende Rolle. Als Arbeitgeber zählen die Seilbahnunternehmen gerade in strukturschwächeren Gebieten zu den stabilen Größen, die im Winter eine große Anzahl an Saisonarbeitskräften beschäftigen. Die Seilbahnbetreiber arbeiten Hand in Hand mit den Bergbauern, die sich als Angestellte während der Wintermonate oft ihre Existenz und damit auch ein Stück Alpenkultur sichern.


    Seilbahn ist nicht gleich Seilbahn
    Seilbahn ist jedoch nicht gleich Seilbahn. Für den Personentransport in Berggebieten stehen verschiedene Seilbahnsysteme zur Verfügung. Unterschieden wird dabei zwischen zwei Hauptkategorien: den Standseilbahnen, die auf Gleisen am Boden fahren, und den Luftseilbahnen, die von einem oder mehreren Seilen getragen werden und gleichsam den Hang hinauf schweben. Zu den Luftseilbahnen zählen Pendelbahnen, Gondelbahnen und Sesselbahnen. Skilifte stellen eine gesonderte Kategorie dar.


    Immer komfortabler, immer höher
    Mit der technischen Entwicklung haben sich auch die Ansprüche der Kunden verändert. Heute zählt nicht mehr allein der Transport, sondern vielmehr die Art und Weise, auf welche große Höhen und unwegsames Gelände überwunden werden. Längst haben sich die Bergbahnbetreiber das Prinzip der immer schnelleren, bequemeren und komfortableren Beförderung verinnerlicht. Um die Wartezeiten zu verkürzen und die Kapazitäten zu erhöhen, liegt der Trend bei Vierer- bis Achter-Sesselbahnen oder Gondeln. Dabei tragen Wetterschutzhauben und beheizte Sitzflächen wesentlich zum Komfort bei. Allen Bahnen gemeinsam ist ihre Errichtung unter schwierigsten technischen Bedingungen. Früher wurde das Material vielfach zu Fuß mit Hilfe von Tragekörben oder Eseln auf den Berg befördert. Heutzutage werden die Anlagen mit einem nicht minder großen Aufwand, dafür jedoch mit modernsten Hilfsmitteln errichtet.

    Seilbahnen einfache mechanische Systeme. Die einzelnen Kabinen hängen an einem Seil und werden durch Motorkraft daran in die Höhe oder nach unten ins Tal gezogen. Doch hinter der scheinbar simplen Funktionsweise, steckt ein komplexes technisches Bauwerk.

    Anfertigung nach Maß
    Zwar werden Seilbahnen industriell gefertigt, sie sind jedoch kein Massenprodukt. Jede Seilbahnanlage ist maßgeschneidert. Dabei entscheiden der Verwendungszweck, ob Personen- oder reiner Materialtransport, und die Beschaffenheit des Geländes über das am besten geeignete System.


    Montage mit dem Helikopter
    Die erste Herausforderung für den Bau einer Seilbahn liegt für die Ingenieure darin, ein geeignetes Fundament für die Träger zu legen. Ist das geschafft, folgt die Montage der Seilbahnstützen. Für den Transport von Baumaterial und Anlagekomponenten werden oft Helikopter eingesetzt. Das spart Zeit und den Bau von Transportstraßen für Lastwagen.


    Einsatzkosten von 150 Euro pro Minute
    Bei der Erneuerung der Peter-Anich-Bahn am Rangger Köpfl in Österreich, kam beispielsweise ein Schwerlasthubschrauber aus der Schweiz zum Einsatz. Bis zu fünf Tonnen schwere Einzelteile kann der 4.600 PS starke Helikopter dank seiner doppelten Rotoren an einem Tragseil befördern. Doch Leistung hat ihren Preis: Pro Minute kostet sein Einsatz 150 Euro. Während des Einsatzes ist der Pilot in ständigem Funkkontakt mit seiner zwanzig Mann starken Bodencrew. Das gefährliche Manöver erfordert höchste Präzision. Der Pilot muss seinen Hubschrauber minutenlang ruhig in der gleichen Position halten, damit das Team am Boden in teilweise unwegsamem Gelände die Teile für die Stützen entgegennehmen kann. Im nächsten Schritt wird das Förderseil auf die Stützen gezogen. Dafür muss zunächst von Hand ein leichteres Hilfsseil über die Rollen gelegt werden. In schwindelerregender Höhe bespannen die Arbeiter jede einzelne Stütze. Anschließend werden beide Enden von Behelfs- und Förderseil miteinander verbunden. Eine Seilwinde auf der Bergstation zieht das Hilfsseil nach oben und schleppt so das Förderseil auf die Stützen.


    Der Erfolg hängt am Seil
    Das Seil: Es ist das Herz der Bahn und an ihm hängt das Leben aller Insassen. Sie werden für jede Bahn speziell angefertigt. Jedes Seil wird zunächst auf die geforderte Mindestbruchlast mittels Zerreistest geprüft. Das Seil darf erst dann reißen, wenn es vier Mal so stark belastet wurde wie später im normalen Betrieb. Vor Inbetriebnahme stehen erste Kontrollen und eine Probefahrt an. Zweimal im Jahr werden Anlagen und Sicherheitsvorrichtungen komplett überprüft. Außerdem erfolgen tägliche, wöchentliche und monatliche Wartungsarbeiten und Kontrollen. Zusätzlich trainieren Rettungskräfte regelmäßig den Ernstfall. Sollte es zu einem Notstopp kommen, müssen die Passagiere in aufwendigen Rettungsmaßnahmen über Helikopter oder Seilfahrwerke geborgen werden. Wie wichtig die Übung ist, zeigte sich erst im November 2004. Damals mussten die Insassen der Gondeln am Tiroler Rettenbachgletscher nach einem Zwischenfall zum Teil sieben Stunden in klirrender Kälte ausharren, bevor sie abgeseilt werden konnten.


    Katastrophe im Tunnel
    Doch trotz regelmäßiger technischer Wartung und entsprechender Vorbereitung auf Notfallszenarien, kommt es immer wieder zu Seilbahnunfällen. Das wohl katastrophalste Ereigniss in jüngster Zeit ereignete sich am 11. November 2000 in Kaprun. Damals kamen beim Brand der Gletscherstandseilbahn 155 Menschen ums Leben. Dennoch gelten Seilbahnen als eines der sichersten Verkehrsmittel überhaupt. Vor allem im Winter befördern sie täglich tausende Wintersportler in die Skigebiete.


    Kanada baut Rekord-Seilbahn
    Für Dezember 2008 ist die Eröffnung einer neuen Rekord-Gondelbahn im Westen Kanadas geplant: Die vom österreichischen Unternehmen Doppelmayr gebaute Seilbahn wird sich circa 4,4 Kilometer weit zwischen dem 2182 Meter hohen Whistler Mountain und dem 2440 Meter hohen Blackcomb Mountain spannen. 2010 werden hier die alpinen Diszipline der Olympischen Winterspiele ausgetragen.

    (welt-der-wunder.de)


    auch ich bin jedes jahr aufs neue von dieser atemberaubenden technik fasziniert
    alleine das gefühl mit so einem transportmittel zu fahren ist unbeschreiblich
    schon als kleines kind bin uich gerne mit diesen mitteln gefahren
    doch heute als technikfreak achtet man immer mehr auf details und auf technische sachen
    die bautechnik wird immer spektakulärer...obwohl die seilbahnen (bzw rundumlaufbahnen oder pendelbahnen)
    immer höher gebaut werden zählen sie neben den fahrstühlen (aufzügen) zu den sichersten transportmitteln der welt
    meine spezielle lieblingsbahn steht in serfaus in österreich


    die ist in gewisserweise auch eine seilbahn...
    eine unterirdische luftkissen bahn...sie ist die kleinste u-bahn (1,4km lange strecke) und gleichzeitig die einzige luftkissen-bahn der welt und verkehrt in dem kleinen dorf "serfaus" in österreich. daher auch dorfbahn genannt.
    betrieben von einem gewaltigen elektromotor mit seilzug. dieser seilzug ist auf einer umlaufscheibe am motor und an der bahn selbst befestigt (daher auch SEILBAHN)
    für technikfreaks (wie mich) lohnt es sich allemale damit zu fahren...
    nur da ich schon seit 14 jahren immer wieder urlaub in serfaus mache ist die nichts neues mehr für mich ;D

    wer mehr über das thema seil- und dorfbahn erfahren will kann mich ja fragen =P

    signatur_freakos.jpg

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