[Commodore Pionier] - Jim Butterfield ist tot.

  • [Quelle : gulli.com]

    Am 29. Juni verlor einer der Urahnen der Commodore Computer seinen Kampf gegen den Krebs. Noch im November 2006 war bekannt geworden, dass sich der kanadische Programmierer und Autor zahlloser Artikel in diversen Zeitschriften einer Chemotherapie unterzogen hat. Er war einer der wenigen prominenten Commodore Manager der frühen Tage der Firma und begleitete diese von der Entwicklung des PET2001 bis zum C64.

    In den 1960er Jahren wechselte er von der kanadischen "National/Canadian Pacific Telecommunications" zu Commodore. Zuvor arbeitete er ein Jahr als Programmierer und entwickelte Programme für den "Collins C840 1".

    "Ich entschloss mich dazu herauszufinden, was es mit diesen Microcomputern auf sich hat und studierte die damaligen Zeitschriften. Schließlich kaufte ich einen KIM-1, als ich ihn sah. Eine Maschine, mit einem 6502 Microchip, die man sich (zu hause) selber zusammen gebaut hat. Das war wie eine Rückkehr in die Vergangenheit. Alles was wir dutzende Jahre zuvor auf riesigen 1,5 Millionen Dollar teuren Maschinen gemacht haben, taten wir erneut auf diesen kleinen Boards für 250 Dollar. So begingen wir auch die gleichen Fehler."

    Butterfield wurde zu einem Experten dieses Sektors und publizierte zahllose Artikel zu diesem Thema. Er setzte sich auch aktiv für das so genannte "Social Computing", also den Austausch von Wissen im Kreis der Computerfreaks ein. Aus vielen ehemaligen Mitstreitern waren im Laufe der Jahre Freunde geworden. Ihm war es wichtiger Neulinge in diese Materie einzuarbeiten, als Vorträge für Spezialisten auf dem höchsten Niveau zu präsentieren.

    "Es gibt auf den Meetings einige Leute, die die Fähigkeit besitzen, jeden Teil des Geräts zu kontrollieren und die sehr begabt im Umgang mit der Maschinensprache sind. Doch meine Sympathie gilt den Anfängern. Ich langweile lieber zehn Experten als das Gros der Zuhörer, deswegen versuche ich (in meinen Vorträgen) alles ziemlich einfach zu halten."

    Er war für seine leicht verständlichen und eingängigen Artikel und Tutorials bekannt und unternahm später im Auftrag von Commodore Promotion-Tours durch Kanada, um den Menschen den VIC-20 Computer näher zu bringen. Beraten, Anleitungen schreiben, Vorträge halten und unterrichten, das war sein selbst auserwähltes Fachgebiet. Grenzen gab es dabei kaum, es war bekannt, dass man ihn für Fachfragen von morgens 10 bis abends 10 Uhr erreichen konnte. Ihm war nur wichtig, dass die Anrufer nicht nur alleine aus Faulheit um Rat suchten und bis zu einem gewissen Grad selbst versucht haben, ihr Problem zu lösen.

    Butterfield war auch ähnlich großzügig im Bezug auf Software. Er hat nur selten eines seiner Programme verkauft. Ihm war es wichtiger, die Entwicklung einer Software durch seinen Beitrag voran zu treiben. Häufig waren seine Anwendungen auf den Disketten vertreten, die von der TPUG, der "Toronto PET User's Group" ausgegeben wurden. Bezogen auf das Copyright vertrat er eine strikte Meinung:

    "Ich glaube stark daran, dass die Person, die ein Programm schreibt auch das Recht hat, damit machen zu können was sie will. Und wenn jemand sein Programm nicht umsonst kopieren will, hat er absolut das Recht dazu."

    Andererseits sieht er die Firmen auch in der Verantwortung ihre Produkte zu pflegen und upzugraden, die sie verkaufen wollen. Er war der Meinung, man kauft keine Diskette oder ein Tape - man kauft den dazugehörigen Service. Interessanterweise glaubte er, das Problem der Softwarepiraterie würde mit zunehmender Verbreitung der Microcomputer abnehmen und nicht weiter wachsen.

    "Wenn ein Angestellter zu seinem Chef rennt und sagt 'Chef, ich glaube Sie sollten mir eine Gehaltserhöhung geben, weil ich ihnen 500 Dollar gespart habe - hier ist die Kopie eines Programms'. Ich glaube nicht, dass ihm viele Geschäftsleute eine Zigarre in den Mund stecken und ihm eine Belohnung zahlen würden. Würde ich das tun, würden sie vielmehr anfangen, mich zukünftig intensiver zu beobachten."

    Butterfield hielt die Vermietung von Software für den besten Weg sie zu vertreiben. In diesem Fall würde eine jährliche Gebühr für die Benutzung des Programms anfallen. Im Gegenzug würde der User regelmäßigen Support in Form von Upgrades, Newsletter, zusätzliche Informationen, die Garantie und eine Dokumentation für sein Geld erhalten. Wer nichts bezahlt, könnte zwar über das Programm, nicht aber den Support des Herstellers verfügen.

    Er war davon überzeugt, wie wichtig es ist, Kinder schon in jungen Jahren in diesem Bereich zu unterweisen, um ihr Interesse für dieses Gebiet zu wecken. Wissen kommt nicht von selbst, es muss angesammelt werden. Und er sprach dabei nicht von Spielen, er war von der aktiven Förderung junger Kinder überzeugt. Umso jünger, umso besser.

    Auch seine Vorahnungen in Bezug auf den Fortschritt der Technik waren sehr interessant und wegweisend. Er sah eine Zukunft von preiswerteren Geräten voraus, die sich jeder leisten kann. Farbdarstellung, Sound und Grafiken werden fast überall anzutreffen und einfacher zu nutzen sein. Butterfield sah zu Recht auch eine große Rolle für den Einsatz von Videotext voraus. Ihn hat daran allerdings gestört, dass via Videotext nur wenige Personen Texte schreiben und der Rest diese lediglich passiv mitverfolgen können. Die größte Veränderung, die er sich wünschte war für ihn ein Schritt hin zu einer besseren Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine.


    Butterfield war im Laufe der Jahre zu einer Art Guru, einer Leitfigur der Fans von Microcomputern geworden. In all den Jahren hatte er sich dafür eingesetzt, dass die Menschen im Umgang mit den Computern kompetenter werden, ihr Gerät im Idealfall komplett beherrschen können. Er wollte den Benutzern der Computer das Gefühl verleihen, dass sie verstehen was mit ihrem Gerät und generell in der Welt um sie herum passiert. Darin sah er den tiefsinnigsten Beitrag, den Computer leisten können. Wir werden diesen Urahn der Computertechnologie in einer Zeit in der wir immer weniger verstehen, was unser Computer tut, schmerzlichst vermissen. Rest in Peace!

    Die meisten Informationen entstammen einem Artikel des Redakteurs Gail Hook aus dem Jahr 1982. Dieser wurde ursprünglich im Magazin Compute! abgedruckt und auf der Website Commodore.ca für die Online-Community festgehalten.

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