Geheimdienstchef auf streng geheimer Mission

  • Was macht Ernst Uhrlau in Beirut? Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) hat sich auf den Weg zu einer Reise gemacht, die angesichts des Konflikts zwischen Israel und der radikalislamischen Hisbollah über Deutschland hinaus Neugierde weckt. Spekulationen aus dem Libanon, der Chef des deutschen Auslandsgeheimdienstes werde bei einem Gefangenenaustausch zwischen beiden Seiten vermitteln, wurden vom BND energisch dementiert. Zum Inhalt der Reise Uhrlaus machte der Geheimdienst dennoch keine Angaben. Doch der meist zurückhaltend auftretende Mann mit dem grauen Seitenscheitel

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    scheint angesichts seiner Erfahrungen im Nahen Osten für jede vermittelnde Tätigkeit in der Krisenregion geeignet.

    Den spektakulärsten Coup in den Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hisbollah landete Uhrlau Anfang 2004 noch als Geheimdienstkoordinator der Bundesregierung. Vor allem dank seiner diskreten Vermittlung einigten sich die beiden Seiten auf ihren bislang letzten großen Gefangenenaustausch. Damals ließ Israel 436 Gefangene frei, im Gegenzug übergab die Hisbollah die Leichen von drei getöteten Soldaten und ließ einen entführten israelischen Geschäftsmann frei. Trotz aller Dementis halten sich nun hartnäckig Gerüchte, der BND versuche unter Federführung seines in beiden Lagern gleichermaßen angesehenen Chefs wieder, solch einen Austausch einzufädeln. Uhrlau soll deshalb auch am Anfang der Woche Israels Außenministerin Zipi Livni getroffen haben.

    Ob der 59-jährige Uhrlau sich manchmal wundert, über welche Pfade ihn seine Karriere bis ins Zentrum der Weltpolitik geführt hat? Nach dem Politik-Studium begann er 1974 als Lehrer an der Landespolizeischule in Hamburg. Ein Jahr später wechselte das SPD-Mitglied in den Hamburger Innensenat und wurde persönlicher Referent seines Parteigenossen Werner Staack. 1981 wechselte Uhrlau als Vize-Chef zum Hamburger Verfassungsschutz. Nach der Wende baute er in Brandenburg den Verfassungsschutz auf, in Kiel leitete er kurzzeitig die Verfassungsschutzabteilung des Innenministeriums. 1991 kehrte Uhlau zum Hamburger Verfassungsschutz zurück und wurde deren Leiter.

    Nur ungern wechselte Uhrlau 1996 auf das viel mehr in der Öffentlichkeit stehende Amt des Hamburger Polizeipräsidenten. Der damalige Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) suchte einen erfahrenen und besonnenen Mann, der Ordnung in die von Skandalen geschüttelte Behörde bringen sollte. Uhrlau erfüllte die Aufgabe mit der ihm eigenen ruhigen und selbstbewussten Art. Auch Gerhard Schröder blieben die Erfolge Uhrlaus nicht verborgen, weshalb er ihn 1998 nach seiner Wahl zum Bundeskanzler als Geheimdienstkoordinator nach Berlin holte. Beschäftigte er sich dort zunächst vor allem mit Extremismus im Inland wie dem NPD-Verbot, rückte nach den Anschlägen vom 11. September 2001 der Kampf gegen den internationalen Terrorismus in den Vordergrund.

    Seit Anfang Dezember steht Uhrlau nun als Nachfolger von August Hanning, der als Staatssekretär ins Bundesinnenministerium wechselte, an der Spitze des BND. In seiner bisherigen Amtszeit musste er sich schon vielen unbequemen Fragen stellen. So sorgte die Aufarbeitung der Entführung des Deutsch-Libanesen Khaled el Masri durch die CIA für einige Aufregung. Ein BND-Mann hatte schon frühzeitig von dem Fall gewusst, ohne die deutschen Behörden zu unterrichten. Auch fiel die Affäre um die Bespitzelung von Journalisten in Uhrlaus Amtszeit.

    Uhrlau gibt sich alle Mühe, gelassen auf die mit scharfen Tönen geführte Aufarbeitung der Ereignisse zu reagieren. Dabei dürfte ihm entgegen kommen, immer schon sein Ohr nahe an der Politik gehabt zu haben und deren Aufgeregtheiten zu kennen. Nur einmal platzte ihm der Kragen. "Die Vorwürfe aus Teilen des politischen Raumes, es ginge beim BND zu wie bei Hempels unterm Sofa, oder der BND sei ein Sauladen, verletzen mich auch persönlich", sagte er im Juli in einem Interview. Seitdem ist einigermaßen Ruhe mit der Kritik - und Uhrlau kann sich wieder mehr seinen Aufgaben widmen, zu denen auch eine Reform des BND gehört.

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