UNENDLICHE GESCHICHTE"Und ewig kassiert der Dialer"

  • Seit sich Dialer-Anbieter zertifizieren lassen müssen, scheint das Problem unmäßiger Abzocke per Internetverbindung gelöst. Ein Trugschluss, denn kassiert wird weiterhin: entweder in noch immer gierigen Maßen - oder per Trickserei. Mit "IP-Payment" könnte die nächste Betrugswelle anrollen.


    Es war einmal ... das Internet. Endlose Weiten und die Frage, wie man den Kunden für kleinere Dienstleistungen zur Kasse bitten könnte.


    Überweisungen oder Bankeinzug waren träge, teuer und umständlich, aber da gab es doch diese 0190er-Nummern. Egal ob Routenplaner oder persönliches Horoskop: Sollten Angebote kostenpflichtig sein, konnten sie ein kleines Programm zur Verfügung stellen, das eine 0190er-Nummer anwählt. Die Nummern sind teurer als andere Verbindungen, und der Nutzer bezahlt per Telefonrechnung die genutzte Leistung.

    Der Dialer war erfunden. Und die Büchse der Pandora geöffnet.

    Wildwest mit 0190

    "Dialer bieten eigentlich sinnvolle Bezahlmöglichkeiten", erläutert Anke Kirchner von der Verbraucherzentrale NRW die Theorie. Doch das Konzept lädt geradezu zum Missbrauch ein. Präparierte Seiten versuchten immer geschickter, dem unbedarften Surfer heimlich einen Dialer unterzujubeln.

    Dazu erschwert eine Beweislastumkehr die Lage: Der Kunde muss darlegen, nicht selbst für die strittigen, teuren Verbindungen verantwortlich zu sein. Und die Furcht, bei Verweigerung der Zahlung mit einem gesperrten Telefonanschluss dazustehen, tut ihr Übriges, auch wenn kaum jemand weiß, dass Telekom und Mitbewerber gar nicht ohne weiteres den Stecker ziehen dürfen.

    Schließlich kalkulieren manche Abzocker die von unseriösen Dialern verursachten Kosten gerade so, dass sich für die Opfer ein Rechtsstreit nicht lohnt. "Zahlen, Schweigen, Ärgern" lautet für Betroffene dann häufig die Prämisse. "Was als einfache und anonyme Zahlungsmethode im Internet gedacht war, wird seit über fünf Jahren auch von unseriösen Anbietern dazu genutzt, das schnelle Geld zu machen", resümiert die Dialerschutz.de als Anlaufstelle für Betroffene.

    Schluss mit "kostenlosem Zugangstool"

    Eine strenge Reglementierung sollte dann das Treiben beenden. Anwahlprogramme, die zu einer "Mehrwertdiensterufnummer" verbinden, müssen bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) - ehemals RegTP - registriert werden.

    Quasi die Unbedenklichkeitsbescheinigung für Dialer. Und die steht - wenn auch ungeprüft - nur Programmen zu, die mit offenen Karten spielen: Der Dialer muss sich als solcher outen und etwa auch unmissverständlich über die entstehenden Kosten aufklären. Hält sich ein Anbieter mit seinen Dialern nicht an diese Regeln, muss der Verbraucher nicht zahlen. Ab Juni dieses Jahres gelten noch einmal strengere Vorschriften: Ein weiteres Hinweisfenster ist Pflicht.

    "Die Vorgaben für den Einsatz von Dialern sind inzwischen sehr verbraucherfreundlich", freut sich Anke Kirchner von der Verbraucherzentrale NRW. Sascha Borowski, Initiator von Dialerschutz.de, beschreibt die Folgen: "Die Zahl der Beschwerden über unseriöse Dialer geht seit Mitte des Jahres zurück." Trotzdem mahnen beide Experten im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE unisono: "Niemand sollte glauben, das Problem existiere nicht mehr."

    Denn auch mit regelkonformen Dialern kann zumindest der unerfahrene Surfer abgezockt werden: "Wenn Geld für Dinge kassiert wird, die es überall sonst kostenlos gibt", erklärt Sascha Borowski.

    Tatsächlich droht das Problem inzwischen unterschätzt zu werden. Jüngst verurteilte das Landgericht Bückeburg einen Anwender zur Zahlung von Dialerkosten in Höhe von knapp 1200,- Euro. Das Gericht akzeptierte die bloße Behauptung des Betroffenen nicht, die Einwahl sei unfreiwillig geschehen.

    Auch das Ende der 0190er-Nummern könnte missverstanden werden: Tatsächlich wurden die beinahe berüchtigten Nummern zum Jahresende abgeschaltet - Dialer nutzen aber ohnehin schon länger die ebenso teuren 0900-9er-Nummern. Kurz: Weder besteht grundsätzlich keine Zahlungsverpflichtung mehr noch ist das Problem schon auf technischer Ebene schlicht abgeschaltet.

    Neue Probleme

    Emsi Soft, Hersteller der Sicherheitssoftware a-squared stellt eine Verschiebung der Problematik fest: "Wir beobachten vermehrt ausländische Dialer", beschreit der Analyseprofi Andreas Haak. Neue Problemfelder sieht auch Kirchner aufziehen: "Neben Auslands- und Satellitendialern wird auch das Handypayment zum Missbrauchsfeld." Dialerschutz.de bleibt gleichfalls wachsam: "Ich kann mich über Arbeit nicht beschweren", sagt Sascha Borowski, der viele Bereiche beobachtet, in denen Mehrwertdienste missbraucht werden. Ein Beispiel sind hier die Lockanrufe mit 0137- und 0190-Nummern.


    Mögliche Probleme sieht er auch beim IP-Payment aufziehen: Schlimmstenfalls könnte der Besuch bestimmter, als kostenpflichtig deklarierter Seiten zukünftig ausreichen, um Gebühren fällig werden zu lassen. Mitspielen müssen die Provider, um den Nutzer anhand der IP-Adresse zu identifizieren. "Daran arbeiten einige Anbieter mit Hochdruck", so Borowski. Die Missbrauchsmöglichkeiten beim IP-Payment liegen mit unfreiwilligen Umleitungen auf der Hand.

    "Wir wollten uns selbst überflüssig machen", erläutert Sascha Borowski seine Ziel für die im Jahr 2002 gestartete Seite Dialerschutz.de, "aber wir haben das bisher nicht geschafft." So wie es ausschaut, wird er sein Ziel auch zukünftig nicht erreichen.

    Quelle:spiegel.de
    Link:http://www.spiegel.de/netzwelt/techn…,393115,00.html

    Gr33ts

    @Jacki:agl:

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    Lebt in der Liebe,wie auch Christus uns geliebt hat.
      

    [ Epheser. 5,2 ]

  • Zitat

    Originally posted by Tristar^Ryder-Hook
    Hmmm... kommen jetzt die DSL-Dailer, ich könnte kotzen :bghh: .

    ^^schließe mich an!

    signatur_tie-fighter.jpg
        
    "Ich bin unschuldig, ich bin Amerikaner"

    Zitat:

    Baphomet's Fluch 1

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