GEHACKT UND ÜBERGANGEN"Premiere sieht (man) schwarz"

  • Beim Poker um die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga zog Premiere den Kürzeren. Gestört wird das gute Geschäft auch durch findige Hacker, die einen Weg zur Entschlüsselung des Programms gefunden haben. Spätestens zur neuen Bundesliga-Saison erben die neuen Rechteinhaber Arena und Unity-Media diese Probleme.

    Im Wettlauf um die Verschlüsselung von Programminhalten hatte Premiere in der letzten Zeit die Nase vorn, doch nun scheint der Code wieder einmal geknackt worden zu sein. Im November gab es in verschiedenen Web-Foren die ersten Gerüchte, dass Hacker die Verschlüsselung Nagravision umgehen können. Mit entsprechender Technik sollen alle Kanäle inklusive der Direkt-Angebote sichtbar werden.


    Dazu ist eine im Fachhandel erhältliche Blankokarte für 80 bis 100 Euro namens Cerebro notwendig, auf die eine entsprechende Software aufgespielt wird. Der Sender reagierte zunächst gelassen und spielte das Problem herunter. Im Dezember kam die Polizei zum Einsatz und beschlagnahmte bei rund 20 verschiedenen Händlern im gesamten Bundesgebiet Karten, Software und Kundenlisten.

    Da mit den veränderten Cerebro-Karten nur die Verschlüsselung umgangen wir, liegt nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Verstoß gegen das Zugangsdienste-Schutzgesetz vor. Die Münchner Staatsanwälte reagierten mit den Durchsuchungen auf eine Anzeige des Bezahlsenders Premiere vom 30. November.

    Premiere nimmt die Geschichte vom neuerlichen Hack also inzwischen recht ernst. Es wird geschätzt, dass 5000 Karten im Umlauf sind.

    "Premiere ist vorbereitet. Wir können gegebenenfalls juristische und technische Gegenmaßnahmen ergreifen", sagt Dirk Heerdegen, Pressesprecher bei Premiere. "Das Hacken von Smartcards ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Das gilt für Programmierer, Händler und Endabnehmer."

    Das Schweizer Softwareunternehmen Kudelski, der Entwickler von Nagravision, will derzeit aus "taktischen und technischen" Gründen keine Informationen über mögliche Gegenmaßnahmen öffentlich machen, wie es in einer aktuellen Stellungnahme heißt. Vertraglich ist Kudelski verpflichtet, für Ersatz zu sorgen, sollte Nagravision nachhaltig gehackt worden sein. Die Cerebro-Karten "hacken" den Verschlüsselungscode aber nicht im eigentlichen Sinne, sondern nutzen nur eine bestehende Sicherheitslücke aus.

    Früher: 200.000 Schwarzseher

    Bis vor zwei Jahren war das Schwarzsehen von Premiere eine durchaus verbreitete Freizeitbeschäftigung. Mit entsprechenden Modulen für den Receiver oder Empfangssoftware am PC war es einfach, sich unerlaubt Zugang zu verschaffen. Mit der Umstellung auf die neue Verschlüsselung wollte Premiere den ungebetenen Gästen den Saft abdrehen und sie zu normalen Abonnenten machen. Von den geschätzten 200.000 Schwarzsehern folgten aber nur wenige den Verlockungen eines Abos. Dafür war das neue Verschlüsselungssystem Nagravision so sicher, dass der ungestörte Empfang nur noch durch den Abschluss eines Vertrages zu sichern war.

    Auch der ließ sich allerdings "aufweichen": In der Vergangenheit gab es im Internet immer wieder Berichte über den Einsatz von Settopboxen, die mit dem Betriebssystem Linux arbeiten. Das Aufspielen einer Decoder-Emulation soll die Wunderkisten zum idealen Empfänger von verschlüsselten Sendern und vor allem von Premiere machen. Dabei wird ein ganz legaler Weg genutzt, denn die Hersteller der Geräte bieten regelmäßig Updates ihrer Software an. So werden neue Funktionen eingebaut und die Stabilität der Anwendung verbessert.

    Im Internet gibt es eine ganze Reihe von legalen und sinnvollen Erweiterungen, die das Gerät zum Beispiel mit einem E-Mail-Client ausstatten oder den Empfang von Internetradio ermöglichen. Wer eine Datei aufspielt sollte allerdings vorsichtig sein, denn hinter den kryptischen Namen verbirgt sich auch schon mal illegale Software zum Pay-TV-Empfang.

    Man konnte und kann solche Boxen aber auch nutzen, die Verschlüsselung des Pay-TV-Programms zu umgehen. In diesem Fall wird der Schlüssel zum Dekodieren an andere Geräte oder andere Personen weitergereicht. Damit das System funktioniert, muss der Receiver mit bezahlter Smartcard, Conditional Access Module und LAN-Port ausgerüstet sein. Der Empfänger kann ein Receiver sein, der über einen Netzwerkanschluss verfügt und seine Zugangsberechtigung mit einer Software simuliert. So lässt sich nicht nur innerhalb der eigenen vier Wände der kostenpflichtige Zweitanschluss von Premiere umgehen. Leistungsfähige DSL-Anschlüsse erlauben inzwischen auch die Weitergabe an andere Interessenten über das Internet.

    Bundesliga live im Internet

    Ganz einfach ist im Gegensatz dazu der Besuch einer chinesischen Webseite, um sich die Bundesliga ins Wohnzimmer holen. PPLive heißt die Ergänzung zum Windows Media Player, die auf dem eigenen Rechner installiert werden muss. Dann ist das Spitzenspiel der Bundesliga nur einen Mausklick weit entfernt.

    In China hält der Sender CCTV-5 die Rechte für die Fußball-Bundesliga, und jede Woche überträgt er ausgewählte Partien live. PPLive bringt diese Ausstrahlungen mit wenigen Sekunden Verzögerung als Stream ins Internet, wodurch man die Top-Spiele der Liga endlich mit chinesischem Kommentar genießen kann. Auf verschiedenen Internetseiten gibt es einfache Anleitungen mit den passenden Screenshots, wie PPLive eingesetzt werden kann und wie man mit der chinesischen Webseite klarkommt.

    Wer ganz legal Fußball schauen möchte, der muss auch in Zukunft nicht mit steigenden Preisen rechnen. "Uns war es wichtig, dass jeder Fan in der Lage ist, Live-Fußball zu sehen. Es ist nun sichergestellt, dass weiterhin alle Spiele live und in einer Konferenz verfolgt werden können", sagt Christian Seifert, der Vorsitzende der Geschäftsführung der DFL. "Arena hat zudem deutlich gemacht, dass der Paket-Preis für den Fan 20 Euro nicht überschreiten wird." Voraussetzung für den Empfang ist in Zukunft wie bei Premiere ein Digital-Receiver mit einer entsprechenden Smartcard. Die Kunden von Premiere sollen ihren Receiver weiter verwenden können und es muss nur die Smart-Card für den Zugang ausgetauscht werden. Über die Art der Verschlüsselung des Angebots gibt es bisher keine Angaben.

    Bei Premiere will man auch in Zukunft weiter gute Geschäfte mit der Champions League und internationalem Fußball machen. "Die Top-Begegnungen des Spieltags werden in Deutschland künftig exklusiv auf Premiere zu sehen sein", heißt es in einer aktuellen Stellungnahme des Unternehmens. "Als einziger Sender zeigt Premiere 2006 alle 64 Partien der FIFA Fußball-WM in Deutschland live und in HDTV".

    Bisher verschaffen sich nur sehr wenige Zuschauer einen illegalen Zugang zum Pay-TV. Die Verfahren sind zu kompliziert und die Qualität der Bilder lässt viele Wünsche offen. Je mehr Menschen allerdings auf den Geschmack kommen, desto bedrohlicher wird das Schwarzsehen für die Anbieter. Die beständig steigenden Preise für Lizenzen und Fernsehrechte sind nicht viel wert, wenn das Angebot auch kostenlos zu sehen ist.

    Von Michael Voregger

    Quelle:spiegel.de
    Link:http://www.spiegel.de/netzwelt/techn…,392355,00.html

    Gr33ts

    @Jacki:agl:

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    Lebt in der Liebe,wie auch Christus uns geliebt hat.
      

    [ Epheser. 5,2 ]

  • Das übliche Blabla aus der Sicht eines sich zu sicher fühlenden Knuddel-Clan Premiere....
    Da wird wieder mal viel Halbwahrheit verbreitet. Für mich hat sich Premiere aber alleine von den Programminhalten erledigt.

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