Tumult in Istanbul - Feiertag in Trinidad & Tobago

  • Hamburg (dpa) - Hässliche Jagdszenen im Sükrü Saracoglu-Stadion von Istanbul haben den Schweizer Jubel über die erste WM-Teilnahme seit 1994 getrübt und den türkischen Fußball erneut in Misskredit gebracht.

    FIFA-Präsident Joseph Blatter reagierte empört auf die Auswüchse im Anschluss an das WM-Qualifikationsspiel und kündigte nach einer umfassenden Untersuchung der Vorfälle Konsequenzen für die Türkei bis zu einem möglichen Ausschluss von der WM-Ausscheidung für 2010 an. «Was passiert ist, ist des Fußballs unwürdig. Das habe ich noch nie erlebt. Wir werden die Verantwortlichen bestrafen und hart durchgreifen», sagte der Chef des Weltverbandes.

    Bis zur WM-Gruppenauslosung am 9. Dezember in Leipzig will die FIFA-Disziplinarkommission ein Urteil gefällt haben. Der Skandal am Bosporus stellte das übrigen Geschehen in der Relegation in den Schatten, in der sich neben den Schweizern auch Tschechien, Spanien, Australien sowie Trinidad und Tobago die letzten von 32 Startplätzen für die Endrunde der Weltmeisterschaft vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 in Deutschland erkämpften.

    Einen Tag nach der verpassten Qualifikation hat Bahrain bei der FIFA Protest gegen die 0:1-Heimniederlage gegen Trinidad und Tobago eingelegt. Die Beschwerde betrifft ein nicht anerkanntes Tor der Gastgeber durch Ali Hussain in der Nachspielzeit, mit dem Bahrain das 1:1 aus dem Hinspiel wett gemacht und zumindest die Verlängerung erzwungen hätte. Deshalb werde man offiziell Protest gegen die Spielwertung bei der FIFA einlegen, erklärte Bahrains Verbands- Vizepräsident Sheik Ali Al Khalifa.

    Der türkische Fußballverband kritisierte die Äußerungen Blatters als voreilig und einseitig kritisiert. Erklärungen abzugeben, ohne die Berichte der zuständigen Gremien abzuwarten, sei «gefährlich und falsch», sagte Verbandsvizepräsident Sekip Mosturoglu dem Nachrichtensender CNN-Türk. «Ich halte seine völlig einseitigen Erklärungen für unglücklich.» Die Vorfälle seien provoziert worden.

    Mit Blick auf die Verletzung des Schweizer Spielers Grichting und dessen Behandlung im Krankenhaus sagte der Verbandsvize: «Auch einer unserer Ordnungskräfte ist krankenhausreif. Gewiss werden ihn nicht die eigenen Spieler geschlagen haben.» Der türkische Fußballverband werde zusammenkommen und seinerseits die «nötigen Eingaben» machen. «Wir werden unsere Verteidigung vorbereiten.» Zu den möglichen Sanktionen meinte Mosturoglu, er rechne schlimmstenfalls mit einer Stadionsperre und einer deftigen Geldstrafe.

    Unmittelbar nach ihrem letztlich wertlosen 4:2-Sieg über die Eidgenossen waren die frustrierten Türken über die gegnerischen Spieler her gefallen und hatten sie mit Füßen und Fäusten traktiert. «Jeder musste um sein eigenes Leben rennen. Ordner und türkische Spieler sind auf uns los gegangen», schilderte der Stuttgarter Bundesliga-Profi Marco Streller, der seiner wankenden Mannschaft mit dem 2:3 sechs Minuten vor Schluss sportlich die größten Sorgen genommen hatte, die schlimmen Jagdszenen. Am ärgsten erwischte es Ersatzspieler Stephane Grichting, der nach einem Tritt in den Unterleib ins Krankenhaus musste. Özalan Alpay vom 1. FC Köln trat Augenzeugenberichten zu Folge den Frankfurter Benjamin Huggel nieder.

    «Bereits vor dem Spiel war ersichtlich, auf welche Art die Türken noch zur WM gelangen wollten. Die Fans vor dem Stadion begegneten allen, die aus der Schweiz kamen, mit Verachtung», beschrieb die Berner Zeitung «Der Bund» die aufgeheizte Stimmung, die sich nach Spielende in Brutalität entlud. Trainer Jakob «Köbi» Kuhn konnte sich angesichts der Prügelszenen gar nicht richtig über den Erfolg freuen. «Es darf nicht sein, dass sich die Spieler wie Diebe vom Feld stehlen müssen. Das Fairplay wurde in Istanbul mit Füßen getreten», erklärte Blatter.

    «Es ist schlimm, wenn man von der Bank aufsteht und Angst haben muss, dass man von Gegenständen getroffen wird oder Schläge kassiert», sagte Kuhn sichtlich gezeichnet, während sein türkischer Kollege Fatih Terim wutschnaubend den Schiedsrichtern die Schuld für das Scheitern des WM-Dritten von 2002 gab: «Sowohl Michel in Bern als auch De Bleeckere hier in Istanbul waren Schweizer.» Türkische Medien machten derweil die Gäste für die Krawalle verantwortlich. Sie hätten die türkischen Spieler provoziert.

    Ausgerechnet «Sorgenkind» Tomas Rosicky befreite Tschechien im Duell mit Norwegen von allen Nöten und machte mit dem 1:0-Siegtor die erste WM-Qualifikation seit der Eigenständigkeit des Landes perfekt. «Wir wussten nicht, ob er spielen kann, dann schießt er uns nach Deutschland. Der Junge ist ein Wunder», schwärmte Trainer Karel Brückner. Nur noch eine Pflichtübung war für Spanien nach dem 5:1-Hinspielsieg gegen die Slowakei die Reise nach Bratislava. Mit dem 2457. und letzten Tor der am 6. September 2003 begonnenen WM- Qualifikation verhinderte der eingewechselte David Villa die erste Niederlage der Iberer im 18. Spiel unter Trainer Luis Aragones. Das magere 1:1 bei Daueregen tat der WM-Euphorie der stolzen Spanier keinen Abbruch. «Nun wollen wir auch den Titel holen», kündigte Stürmerstar Raul vollmundig an.

    Um einiges bescheidener sind die WM-Ziele in Trinidad und Tobago, wo der Tag nach der ersten WM-Qualifikation des Karibik-Staates kurzerhand zum Feiertag erklärt wurde. Während Tausende von Fans auf den Straßen außer sich vor Freude waren, unterbrach Premierminister Patrick Manning eine Parlaments-Debatte und kündigte für die Rückkehr der 1:0 in Bahrain siegreichen «Soca Warriors» einen rauschenden Empfang an. Mit nur 1,3 Millionen Einwohnern ist der Inselstaat das kleinste Land, das sich für die WM-Endrunde qualifizieren konnte.

    Autor:
    Artikel vom 17.11.05 20:58

    ^^Quelle: http://www.wz-newsline.de/sro.php?redid=234&ID=323101

    ^^Anm.: ich finde, die Tumultanstifter müssten gesperrt und bestraft werden - aber so etwas kennen wir ja schließlich auch aus England und einigen hier ansässigen Hooligans...

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    "Ich bin unschuldig, ich bin Amerikaner"

    Zitat:

    Baphomet's Fluch 1

  • Das in England ist anders denke ich, dort prügeln nie "Spieler" oder Sicherheitskräfte auf Spieler/Trainer/Betreuer ein!
    Fußball in England ist hart, aber bewundernswert fair.
    In Endland gibt es kaum "Schwalben" im Spiel und selbst die Hools haben einen strengen Kodex, diese Proleten beschäftigen sich ausschließlich miteinander.
    Ich würde mir in der Bundesliga mehr englische Spielermentalität wünschen.

    Und der arme, politische Joseph Blatter leidet wohl unter Amnesie...
    "Das habe ich noch nie erlebt" haha

    Türkische Mannschaften sind in Wirklichkeit ständig in solche Vorfälle verwickelt.

    Die ausländischen Pressevertreter wurden von Sicherheitskräften wie üblich notfalls auch gewaltsam gehindert diese Szenen zu filmen. Das gibt es nicht einmal in Südamerika, wo Jagdszenen im Fußball auch sehr populär sind.
    Mittelalterverhalten wird wohl den Behühungen der Türkei, der EU beizutreten, nicht gerade helfen.

    Vor einigen Jahren im UEFA Cup gegen Leeds wurde von Türken ein englischer Fan erstochen.
    Bei einem U21 Spiel gegen Deutschland gab es heftige körperliche Angriffe, hier haben auch Sicherheitskräfte! mit Schlagstöcken auf U21 Spieler eingeschlagen.

    Steine und Flaschen gegen gegnerische Spieler sind eine Art Brauch, genau wie behördliche Schikanen gegen "Gastmannschaften" wie z.B. stundenlanges Gepäckzurückhalten bereits am Flughafen.

    Die FIFA wird wenn sich alles beruhigt hat, wie immer eine lächerliche Geldstrafe und Minisperren verhängen und sonst die Angelegenheit totschweigen.
    Denn was nicht sein darf, ist auch nicht.

    Für mich haben solche Spieler/Fans/Sicherheitsleute mentalitätsbedingt nichts bei Sportveranstalltungen zu suchen, ganz unabhängig von der Nationalität.
    Diese Vorfälle animieren schon die ganz Kleinen es den Großen nachzuahmen.
    Wer sich in Deutschlands Amateurklassen auskennt, weiß was dort leider los ist.

    :tlt:Cheers:tlt:

    signatur_alien.jpg

  • nach der Sache in der Türkei wär die beste Strafe die Türkei bei der WM2010 von vornerein auszuschliessen um mal ein ganz klares Zeichen zu setzen, das auch die Fans verstehen.

    Lächerliche Geldstrafen & geschädigtes Ansehen jucken dort nämlich keine Sau..

    Fliegende Flaschen, Feuerzeuge, Handys usw.. gibts überall auf der Welt, aber was da abging ist schon "über jegliche Grenze" hinaus....

    signatur_4kum4.jpg

  • Hat einfach nichts mehr mit Sport zu tun..
    wer gewinnen kann muss auch eine Niederlage einstecken...

    Der Scheidsrichter war sicher nicht pro CH sonst hätte er bei dem Faustschlag von dem einen Türken Rot gezeigt (hatte wohl auch Angst um seinen Kopf)..

    Also für mich ist ganz klar das man da was machen muss gegen die.
    WM Verbot für 2010 wäre der richtige Denkzettel. Hab ja nix gegen die Türken aber so nicht meine Herren...

    :wkpd:

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    To Fast 4 You.

  • Zitat

    Originally posted by AnTiTraX-2010^Alien
    ...

    Für mich haben solche Spieler/Fans/Sicherheitsleute mentalitätsbedingt nichts bei Sportveranstalltungen zu suchen, ganz unabhängig von der Nationalität.
    Diese Vorfälle animieren schon die ganz Kleinen es den Großen nachzuahmen.
    Wer sich in Deutschlands Amateurklassen auskennt, weiß was dort leider los ist.

    :tlt:Cheers:tlt:

    ^^Kann Dir nur zustimmen!!! Wenn man sich dann auch die Landsmannbesetzung bestimmter auffälliger Amateurklassen anschaut, zeigt sich dann auch wieder auffalend, welche Nationalität hier häufig prügelt...leider - und andere ahmen dies immer mehr nach. Bei uns in Wupprtal, hat aber auch schon ein türkischer Schiedsrichter von seinen "Kollegen" einen Tritt in die Weichteile bekommen - es scheint also brauch zu sein.

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    "Ich bin unschuldig, ich bin Amerikaner"

    Zitat:

    Baphomet's Fluch 1

  • Das Problem ist, das wohl einige Türken einfach nicht verlieren können.. Ich hörte heute bereits in meiner Arbeitsstätte wieder Sprüche wie "Ehre und ungerecht...." Ergo, zumindest ein Teil der türkischen Bevölkerung kann halt nicht verlieren... Wobei es ehrenvoller ist, einzugestehen verloren zu haben - Als halt zu sagen, wir können und dürfen nicht velieren. Das ergibt sonst schnell ein Bild wie Türke = Klingone =)

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    Respect the Scene, Respect their Work !

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