Koalition will "Killerspiele" verbieten

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    Koalition will "Killerspiele" verbieten

    Ein Wort, das im Koalitionsvertrag zwischen Unionsparteien und SPD steht, wird noch für viel Unmut in der deutschen Gamerszene sorgen. "Killerspiele" sollen verboten werden, steht da. Was das genau ist, scheint aber noch unklar zu sein.


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    Unter der Überschrift "Aufwachsen ohne Gewalt" ist im gemeinsamen Koalitionsvertrag von Union und SPD zunächst von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung die Rede, dann geht es um "wachsende Gefährdungen junger Menschen auf dem Mediensektor". Für den Jugendschutz sollen "Neuregelungen evaluiert" werden.



    Sierra
    "Counterstrike": "Das können wir nicht gebrauchen"
    Dann werden vier Punkte aufgezählt, unter anderem Alterskennzeichnungen und die Kontrolle von Freigaben an Videoverleihautomaten. Und dann steht da: "Verbot von 'Killerspielen". Populär machte diesen Begriff 1999 der bayerische Innenminister Günther Beckstein.

    Nach dem Amoklauf in einer Erfurter Schule verlangte er erneut ein "Herstellungsverbot" für "Killerspiele", und sagte damals auch, was er damit meinte: Spiele, die eine "Simulation realitätsnaher Tötungshandlungen" beinhalten.

    Populärer Mythos

    Natürlich meinte Beckstein damit Spiele wie "Counterstrike", das nach einem unter konservativen Politikern populärem Mythos Robert Steinhäuser zu seinem Amoklauf in seiner ehemaligen Erfurter Schule getrieben haben soll. "Counterstrike" ist als Mannschaftssport überaus beliebt und wird bei internationalen eSports-Ereignissen auch als Wettkampfdisziplin ausgetragen. Wissenschaftler sind sich bis heute alles andere als einig darüber, ob gewalttätige Spiele tatsächlich gewalttätig machen.

    Auch in einem Gesetzentwurf aus dem Jahr 2002 (Drucksache 15/88) wurde ein Verbot von "Killerspielen" gefordert. Diesmal war aber etwas ganz anderes gemeint, nämlich "Gotcha, Paintball und Laserdrome", also die modernen Versionen von Räuber und Gendarm, bei denen mit Spielzeugwaffen wirklich aufeinander geschossen wird.

    Der CSU-Abgeordnete Andreas Scheuer, der auch für Jugendschutz verantwortlich ist, verweist auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE auf diesen Gesetzentwurf, erwähnt dann aber anschließend doch den Namen eines einschlägigen Egoshooters und fügt hinzu, "das können wir in den Kinderzimmern einfach nicht gebrauchen". Zwar käme bei dieser Frage auch "eine Elternverantwortung dazu", aber einigen nicht ganz so medienkompetenten Eltern müsse man da einfach helfen. Ein "komplettes Verbot" müsse deshalb her. Bei der SPD ist aufgrund des Parteitages zunächst niemand für ein erklärendes Wort zur Frage, was denn Killerspiele eigentlich sind, zu erreichen.

    Lange Tradition der Verbotsforderungen

    Die schwammige Verbotsforderung ist aber wohl ohnehin ein Zugeständnis an die Union. Vor allem Vertreter der CSU haben immer wieder ein Verbot gewalttätiger Computer- und Videospiele gefordert, beispielsweise auch der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber. "Ich halte es für inakzeptabel, dass wir es zulassen, wenn Menschen menschenähnliche Figuren abknallen und einen Preis bekommen, wenn sie möglichst viele abknallen", sagte er etwa 2002 in einem Interview mit "heute.de".

    Stoiber beantwortete damals auch die Frage, was man denn gegen das Herunterladen von Gewaltspielen aus dem schwer zu regulierenden Internet tun wolle: "Das müssen wir weltweit erreichen. Obwohl wir natürlich das Problem haben, dass die Amerikaner eine ganz andere Auffassung von Freiheit haben." Wie genau man das Problem eines globalen Netzes lösen will, sagte Stoiber damals nicht - und auch heute scheint die Forderung nach einem Verbot etwas weltfremd. Schließlich können verbotene Inhalte jederzeit von in weniger regulierungsfreudigen Ländern stehenden Servern heruntergeladen werden.

    Auch gewalttätige Filme, Fernsehsendungen oder Comics wurden in der Vergangenheit schon für reale Aggression verantwortlich gemacht, ohne dass ein solcher Zusammenhang je abschließend belegt worden wäre. Ebenso wie Filme müssen auch Spiele schon seit einiger Zeit mit einer entsprechenden Altersfreigabe versehen sein.

    In der in Deutschland gerade erstarkenden Spieleindustrie ist man naturgemäß wenig begeistert von den Plänen der Koalition. Olaf Wolters, Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware sagt: "Wir müssen da bei der Politik vielleicht noch ein wenig Aufklärungsarbeit leisten." Man wolle gern mit der künftigen Bundesregierung zusammenarbeiten, aber der im Koalitionsvertrag verwendete Begriff sei "unglücklich": "Aus unserer Sicht gibt es Erwachsenenspiele, keine Killerspiele."

    Faruk Yerli ist Geschäftsführer von Crytek, einem Studio, das den international hochgelobten und erfolgreichen Shooter "Farcry" entwickelt hat. Er fragt sich, "wie die Politiker darauf kommen, dass das gerade hier in Deutschland ein Problem ist". Anderswo, da ist er sich mit Stoiber einig, werde so etwas ja viel liberaler gehandhabt. "Das ist ein globales Problem, das im Internet-Zeitalter weltweit diskutiert werden muss."

    Christian Stöcker

    Quelle:http://www.spiegel.de

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  • Na bitte wie ich befürchtet habe, schon geht das los mit dem Verbieten, fuck CDU/CSU. Ganz toll, dann keine Filme; Musik und Computerspiele mehr für Erwachsene, alles im Zeichen das Jugendschutzes, Prima... Beckstein haben fertig!
    Ich glaube ich ziehe in ein liberaleres/demokratischeres Land :agr-2: .

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  • ich sage nur ein Wort. ZENSUR!
    Was soll das nur? Ich will nicht nur Kiddie Spiele.
    Mir geht das schon tierisch auf den Senkel, das die
    ganzen Filme immer geschnitten werden.
    Wenn ich da an From Dusk Till Dawn oder Terminator 2 denke...
    Das kann ja wohl nicht wahr sein.
    Und wenn ich da ans TV denke, da wird mir ganz schlecht!
    Danke...

    greetz
    _mino_

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  • nicht nur der Spiegel hat es aufgegriffen auch SF Radio...

    Zitat

    Hintergrund: Verbot von "Killerspielen"? Training zum Mord? Ein langer politischer Wettstreit hat sein vorläufiges Ende gefunden. Die große Koalition zwischen Union und SPD hat sich gefunden, ein Koalitionsvertrag unter dem Titel "Gemeinsam für Deutschland - mit Mut und Menschlichkeit" wurde erstellt und nun kann die Politk zum Tagesgeschäft zurückkehren. Für die Computerspieler im Land hat das aber evtl. größere Auswirkungen, als es zunächst den Anschein hat. Quasi nebenbei hat die neue Regierung noch vor ihrer offiziellen Ernennung der Computerspielindustrie den Kampf angesagt. So heißt es im Koalitionsvertrag im Kapitel "VI. Familienfreundliche Gesellschaft", Unterkapitel "6. Jugend", Abschnitt "6.3 Aufwachsen ohne Gewalt" wörtlich: Die Neuregelungen im Jugendschutz werden schnellstmöglich – und deutlich vor dem für März 2008 verabredeten Zeitpunkt – evaluiert, um notwendige Konsequenzen rechtzeitig ziehen zu können. Wir wollen hierzu unverzüglich in einen zielorientierten Dialog mit den Ländern eintreten. Folgende Eckpunkte sollen vorrangig erörtert werden: Wirksamkeit des Konstrukts "Regulierte Selbstkontrolle" Altersgrenzen für die Freigabe von Filmen und Spielen/Alterskennzeichnung von Computerspielen Verlässliche Kontroll- und Sicherheitsstandards für Videoverleihautomaten Verbot von "Killerspielen" Die Kritik am Jugendschutz - vor allem bei Computerspielen - ist nicht neu. Schon im Mai 2002, nachdem ein ein 19-Jähriger bei einem Amoklauf in seiner Schule 16 Schüler und Erwachsene getötet hatte, forderten Politiker (darunter der bayrische Innenminister Günther Beckstein (CSU)), das Verbot von so genannten "Killerspielen". Der Amokläufer hatte in seiner Freizeit Ego-Shooter gespielt, was vor allem von konservativen Politikern als Ursache seiner Handlungen ausgemacht wurde - dass er auch andere Medien mit Gewaltdarstellungen konsumierte, wenige Wochen zuvor von der Schule verwiesen worden war (ohne dies jedoch seinen Eltern mitzuteilen), keine Freunde hatte und außerdem Mitglied in einem Schützenverein war, wird dabei gerne unter den Tisch fallen gelassen. Als Reaktion auf den tragischen Vorfall wurde das Verfahren zum Jugendschutz im Rahmen einer Novelle des Jugenschutzgesetzes im Jahr 2003 reformiert. Waren Computerspiele früher zunächst frei erhältlich und konnten nur auf Antrag von der BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) aus dem freien Verkauf gezogen werden, so dürfen seitdem Spiele ohne Altersfreigabe nicht mehr in den Handel gelangen. Im Handel ist es dann Aufgabe der Verkäufer darüber zu wachen, ob der Käufer eines Spiels das auf der Verpackung angegebene Mindestalter erreicht hat - wie es auch bei Zigaretten und Alkohol üblich ist. Das neue Verfahren wurde jedoch von Anfang an mit Argwohn betrachtet. Besonders das ZDF-Magazin Frontal 21 berichtete wiederholt über die angebliche Unwirksamkeit der Maßnahmen und warf Produzenten und USK vor, den Jugendschutz nur unzureichend anzuwenden. Davon aufgeschreckt meldeten sich wieder - vor allem konservative - Politiker wie Beckstein und Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) zu Wort und forderten schnelles Handeln bis zu einem Produktionsverbot von "Killerspielen". Allein was genau ein "Killerspiel" genau sein soll, wurde bisher nicht beantwortet. Tötungshandlungen finden sich in vielen Computerspielen und vor allem das Genre der Ego-Shooter ist ohne dieses Spielelement nicht vorstellbar. Ob das Vornehmen von Tötungen in einem Spiel negative Auswirkungen auf das wirkliche Leben hat, ist wissenschaftlich jedoch nach wie vor nicht belegt. Das Töten von Menschen ist - zurecht - ein gesellschaftliches Tabu. Allerdings wird dieses Tabu nicht nur durch Computerspiele unterwandert. Kaum ein Krimi ist ohne Leiche denkbar, Action-Filme sparen ebenfalls nicht mit der Zurschaustellung von Mord und Totschlag und in den Nachrichten erreichen uns tagtäglich Bilder von toten Menschen. Selbst vordergründig harmloses Kinderspiel wie "Räuber und Gendarm" hat meist nur ein Ziel: Den anderen durch (fiktive) Tötung zu besiegen. In diesem Zusammenhang muss die Frage erlaubt sein, ob Computerspiele nicht zu unrecht als Sündenbock angesehen werden. Gewiss gibt es viele Spiele mit gewaltverherrlichenden Inhalten - aber dies zu überwachen und altersgerecht einzustufen ist Aufgabe der USK. Dass die Altereinstufung funktioniert sieht man letztendlich beispielsweise daran, dass in einem Beitrag bei Frontal21 nicht die Einstufung selbst, sondern seine Unwirksamkeit kritisiert wurde. Aufgabe des Jugendschutzes muss es allerdings auch und gerade sein, geltende Regelungen durchzusetzen. Da ist natürlich auch "die Verkäuferin" an der Ecke gefragt darauf zu achten, was an Jugendliche verkauft wird. Gewaltspiele grunsätzlich zu verbieten ist eine beliebte Forderung, greift aber zu weit. "Aus unserer Sicht gibt es Erwachsenenspiele, keine Killerspiele," sagte Olaf Wolters, Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware. Und solche Spiele grunsätzlich zu verbieten, hieße Zensur walten zu lassen. Erwachsene sollten in der Lage sein, selbst für sich entscheiden zu können, was sie konsumieren möchten. Wer fordert - zum Beispiel mit Blick darauf, dass Jugendliche sich Spiele, die für ihr Alter nicht zugelassen sind, illegal besorgen können - mediale Inhalte für Erwachsene ganz vom Markt zu nehmen, müsste konsequenterweise auch das vollständige Verbot von Alkohol und Zigaretten fordern. Doch zum Verzicht auf ein guten Glases Wein oder Bier zu Gunsten des Jugendschutzes werden wohl die wenigsten Politiker bereit sein. Interessante Artikel bei SF-Radio.net zum Thema: - Buchbesprechung: Zwischen Medienfreiheiten und Zensureingriffen - mehr über Indizierung und die USK - SF-Radio Spezial #062 zum Thema Zensur (Teil 1) - SF-Radio Spezial #063 zum Thema Zensur (Teil 2) Quelle: SF-Radio

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  • Da bei Importspielen der Zoll zuschlagen wird, wird also die Raubkopie diesmal aus Not die Originale ersetzen - von mir aus können sie ja auch wieder eine USK 21 - Regelung einführen, aber als erwachsener Mensch darf ich schließlich auch im Puff zum ficken gehen, also darf ich ja wohl auch die Spiele spielen, die ich als unterhaltsam erachte.

    Für Kinder ist das ja alles richtig - aber ich möchte nicht noch mehr von Staatspsychologen bevormundet werden...

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    "Ich bin unschuldig, ich bin Amerikaner"

    Zitat:

    Baphomet's Fluch 1

  • Alles böse - außerdem war am Amoklauf in Erfurt nicht Counterstrike dran schuld - erwiesenermaßen, aber davon reden die medien ja nicht...

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    "Ich bin unschuldig, ich bin Amerikaner"

    Zitat:

    Baphomet's Fluch 1

  • Ich habe gestern die berichte über das thema in RTL und im ZDF gesehen und bei RTL hat man allerdings auch die positiven Punkte hervorggehoben und auch betont das ein zusammenhang zwischen egoshootern und gewalt nicht bestätigt worden ist.

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