KINDER UND INTERNET"Pornografie, Drogenseiten, Selbstmordforen"

  • Mehr als die Hälfte aller 11- bis 14-Jährigen Jugendlichen, will das Marktforschungsunternehmen tfactory herausgefunden haben, seien über das Internet schon mit Pornografie in Kontakt gekommen. Die Ergebnisse sind umstritten, das Problem hingegen nicht.


    Jedes Jahr befragt das Hamburger Marktforschungsinstitut tfactory Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 11 bis 29 Jahren. Seit 2001 wird auf dieser Basis zweimal im Jahr die Trendstudie Timescout veröffentlicht.

    "Wir können selbst vor den 11- bis 14-Jährigen die schlimmsten Facetten und Realitätsausschnitte unserer Welt nicht mehr verbergen", fasst Studienleiter Bernhard Heinzlmaier die diesjährigen Ergebnisse zusammen. "Vor der prinzipiellen Offenheit des Mediums Internet muss der Jugendschutz nun offensichtlich endgültig kapitulieren."

    Starke Worte, die sich vor allem auf das wachsende Problem beziehen, dass Kinder und Jugendliche heute einen weit leichteren Zugang zu pornografischen und anderen nicht kindgerechten Inhalten finden als frühere Generationen. Bereits 60 Prozent der 11- bis 14-jährigen Jugendlichen, haben die Hamburger herausgefunden, sollen Seiten mit pornografischen Inhalten besucht haben. Damit aber nicht genug: Fast 30 Prozent der 11- bis 14-jährigen seien demnach schon auf Webseiten gewesen, über die man Drogen beziehen kann. Etwa 15 Prozent der 11- bis 14-jährigen hätten sogenannte Selbstmordforen besucht. Weniger bedenklich finden die Marktforscher von tfactory, dass die Jugendlichen Harald Schmidt sympathischer finden als zum Beispiel den Papst.

    Der "Sündenfall" kommt früher

    Trotzdem: "Die Jugend hat nun endgültig ihre Unschuld verloren. Eine Fortsetzung der gängigen Idealisierung der Jugend ist fehl am Platz", erklärt Bernhard Heinzlmaier. "Genauso wie ihre Eltern sind die Jugendlichen konsumorientiert, egobezogen, pragmatisch am eigenen Vorteil orientiert und institutionenskeptisch."


    Experten bestätigen die zunehmende Durchdringung des Alltags der Heranwachsenden mit sexualisierter Sprache und pornografischen Bildern. Kinderpsychologen sehen darin eine ernste Bedrohung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

    "Mädchen im Alter von 13 Jahren sind zum Beispiel nicht in der Lage, mit dieser sexualisierten Sprache umzugehen", sagt Wolfgang Bergmann, Lern- und Kinderpsychologe aus Hannover. "Das bewirkt trotz ihrer relativen körperlichen Reife eine Störung ihres inneren Körperbildes. Das ist eine Tatsache, die ich in der Praxis immer wieder finde."

    Die Kinder werden demnach mit sexualisierten Bildern, Worten und Kommunikation konfrontiert, die ihrer körperlichen und seelischen Entwicklungsreife nicht entsprechen. Sie wollen es den hochperfekten Körperbildern gleichtun, dabei entstehe der Wille nach eigener Perfektion. Das könne zu ernsthaften Erkrankungen wie zum Beispiel Essstörungen führen.


    Dabei werde die Bedeutung des Internets allerdings überschätzt, glaubt Wolfgang Bergmann: "Eine 13-Jährige, die auf eine pornografische Seite stößt, erkennt sofort die Künstlichkeit und findet es zuerst vielleicht auch interessant. Es überwiegt aber der Ekel, und das hat mit ihrem wirklichen Leben nichts zu tun. Sie wird die Seite verlassen und wird dadurch auch nicht unmittelbar traumatisiert. Die sexualisierte Umgebung hat da viel stärkere Auswirkungen."

    Einen technischen Schutz gegen entsprechende Angebote im Netz gebe es nicht. Das Einzige was helfe sei ein intaktes soziales Umfeld.

    Nicht repräsentativ - aber bedenklich

    Die negativen Auswirkungen von Pornografie und sexualisierten Inhalten auf Heranwachsende werden nicht bestritten, die Zuverlässigkeit der Ergebnisse der Studie von tfactory allerdings schon. Sozialwissenschaftler bezweifeln, dass sich aus Trendforschungen repräsentative Erkenntnisse ableiten lassen.

    Ein Anspruch, den tfactory auch nicht erhebt. Das Unternehmen führt in sechs deutschen Großstädten Befragungen von Jugendlichen durch, um die sogenannten Meinungsführer oder Trendsetter innerhalb der befragten Zielgruppe zu ermitteln. Anschließend werden diese 900 Jugendlichen in einem 45-minütigen Interview ausführlich befragt.

    "Die Zahl ist dabei nicht so entscheidend, denn bei Wahlprognosen reichen etwa 1200 Befragte aus, um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen", erklärt Ingwer Borg vom Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) in Mannheim. "Von größter Wichtigkeit ist die Konstruktion und Auswahl der Stichprobe, sonst gibt es keine statistische Basis für verallgemeinerbare Aussagen", erklärt der Professor.

    Das Unternehmen tfactory ist ein Marktforschungsunternehmen und will den Lebenswelten der jungen Konsumenten auf die Spur kommen. Für 2700 Euro erhalten die Kunden das komplette Studienpaket und erfahren, was die jugendlichen Trendsetter in den Großstädten über Lebensstile, Freizeit, Sport, Musik, Medien, Werbung, Parteipräferenz und Markenbekanntheit denken. "Wenn dort Jugendliche befragt werden, die als Trendsetter gelten, dann lassen sich hier keine allgemeinen Aussagen für die Jugendlichen insgesamt machen, sagt Borg. "Die Befragung von Jugendlichen in der Großstadt reicht da meines Erachtens nicht aus. Ich wäre da sehr vorsichtig, was solche Ergebnisse betrifft."

    Das Konsumentenverhalten lasse sich auf diesem Weg vielleicht erklären, aber für allgemeine Aussagen zum "Zustand der Jugend" reiche das methodische Vorgehen kaum aus.

    Von Michael Voregger

    Quelle:spiegel.de
    Link:http://www.spiegel.de/netzwelt/netzk…,375590,00.html

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    Lebt in der Liebe,wie auch Christus uns geliebt hat.
      

    [ Epheser. 5,2 ]

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