Kokain vom Staat ?!

  • Kokain vom Staat erhitzt Gemüter

    Die Pläne für eine Kokainabgabe in Zürich spalten Politiker und Drogenexperten. Auch wenn die Stadt betont, es gebe keine Gratisabgabe an Edelkokser.

    Von Martin Huber Zürich.
    Die Stadt Zürich drängt darauf, ein Pilotprojekt für die ärztlich kontrollierte Kokainabgabe an Schwerstsüchtige zu starten. «Die Absicht dafür besteht, wir brauchen neue Behandlungsformen für Kokainabhängige», sagt Michael Herzig, Drogendelegierter von Stadträtin Monika Stocker (Grüne). In diesem Jahr werde aber kaum schon ein Projekt gestartet. Zuerst müsse eine Trägerschaft mit anderen Städten und Organisationen gebildet und die Begleitforschung gewährleistet werden. Herzig hofft dafür auf die nationale Kokainkonferenz Anfang Juni in Bern.

    Sicher mitmachen wird die Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen (Arud). «Die Kokainabgabe ist eine absolute Notwendigkeit», sagt Präsident Athos Staub. Sonst gebe es keine Möglichkeit, Hardcore-Junkies aus der Illegalität und von der Gasse zu holen. Laut der Arud sollen beim Pilotprojekt zehn Schwerstsüchtige mitmachen, die sich bereits in einem Heroin- oder Methadonabgabeprogramm befinden, aber regelmässig Kokain rauchen oder spritzen. Zehn weitere Teilnehmer sollen Kokainkonsumenten sein, die gesellschaftlich zwar noch gut integriert sind, sich wegen ihrer Sucht aber in Absturzgefahr befinden.

    Finanzielle Beteiligung zwingend

    Können demnach bald Banker und Manager Gratiskoks vom Staat beziehen? «Nein, sicher nicht», sagt Michael Herzig. Von einer Gratisabgabe könne keine Rede sein, weder an Kaufleuten-Szenegänger noch an Manager oder an Gassenjunkies. Bei jedem Abgabeprogramm werde eine finanzielle Beteiligung vorgeschrieben. «Sozial gut Situierte sollen sich finanziell entsprechend beteiligen.» Aber es sei wichtig, auch für Edelkokser Therapien bereitzustellen. Gerade diese riskierten bei Langzeitkonsum schwerere körperliche Schäden als Heroinabhängige.

    Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will die Kokainabgabe zumindest prüfen, wie Markus Jann, Leiter Sektion Drogen, erklärte. «Wir sind aber sehr zurückhaltend.» Rechtlich sei eine Kokainabgabe möglich. Der Bund werde aus finanziellen Gründen kein solches Projekt starten. «Es gibt gravierendere Probleme, so etwa Alkohol, Tabak und Cannabis», sagt Jann. Auch bestehe «das Risiko, dass der Bedarf noch gesteigert wird». Zudem gebe es andere Behandlungsmöglichkeiten, etwa Verhaltenstherapien.

    Für den Sozial- und Präventivmediziner Felix Gutzwiller sind eng begrenzte klinische Versuche mit der Kokainabgabe trotzdem sinnvoll. Zurückhaltender zeigt sich dagegen Suchtforscher Ambros Uchtenhagen: «Zuerst sollten die Ergebnisse mit der Abgabe von Ritalin als Kokain-Ersatzstoff abgewartet werden.» Die Risiken von Kokain seien ganz anders als bei Heroin, sowohl auf körperlicher als auch psychischer Ebene. Der Kokainhunger könne bei einer Abgabe zunehmen. Vorbehalte äussert Walter Meury vom Vorstand des Schweizerischen Fachverbands Sucht: «Man prescht mit der Forderung nach Kokainabgabe vor, ohne dass man andere Behandlungen ernsthaft geprüft hätte.»

    Von einer sinnvollen Massnahme spricht dagegen Koni Loepfe, Präsident der Stadtzürcher SP. Die Heroinabgabe habe entschieden genützt, sei aber auf Dauer nicht viel wert, wenn man sie nicht mit Kokain verbinde. FDP-Präsidentin Doris Fiala hat vom fachlichen Standpunkt her Verständnis für die Forderung nach einer Kokainabgabe, hält den Zeitpunkt aber für sehr heikel. «Das kann Diskussionen etwa um die Entkriminalisierung des Cannabiskonsums oder die Fortsetzung der Heroinabgabe erschweren.» Bei den Leuten könne der Eindruck entstehen, der Staat wolle in der Drogenpolitik immer noch mehr. «Und was ist das Nächste?», fragt denn auch der Zürcher SVP-Gemeinderat Mauro Tuena, dessen Partei die Kokainabgabe strikt ablehnt. Weil die Heroinabgabe nichts genützt habe, fordere die Stadt jetzt die Kokainabgabe. «Das ist Öl ins Feuer der Gegner der Heroinabgabe», meint Tuena. Über die wird in Zürich im Herbst erneut abgestimmt.

    :muha: Sachen gibts....

    M@SteR

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    To Fast 4 You.

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