Rettung durch neues Reglement

  • FERRARI-HOFFNUNG

    Rettung durch neues Reglement

    Von Jörg Schallenberg

    Bislang war die Saison für Ferrari ein Desaster. Das Team um Weltmeister Michael Schumacher fuhr nur hinterher. Am Nürburgring will die Scuderia wieder in die Erfolgsspur. Die Hoffnungen ruhen nicht auf einem verbesserten Wagen, die Rückkehr zum alten Qualifikationsmodus soll Ferrari voranbringen.



    DPA
    Weltmeister Schumacher: Neuer Optimismus
    Ralf Schumacher sagt gar nichts. Mit zusammengekniffenen Lippen verlässt er den Nürburgring, auf dem ihn sein großer Bruder Michael kurz zuvor um ein Haar in eine Betonmauer gedrängt hat. In der ersten Kurve nach dem Start war der Weltmeister gnadenlos auf dem Gas geblieben, um zu verhindern, dass sich Ralf an die Spitze setzt. Das ist keine Prophezeiung für das Rennen am Sonntag (14 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE), sondern die Beschreibung einer Szene, die sich im Jahre 2001 hier abspielte. Und Geschichte wiederholt sich schließlich nicht. Oder?

    In jedem Falle würde Ralf Schumacher, der damals "Verständnis für die Fahrweise" seines Bruders hatte, heute wohl nicht mehr den Mund halten. Dass sein seit jeher so ehrgeiziger wie rücksichtsloser Bruder auf der Piste keine Verwandten kennt, weiß der Toyota-Pilot schon lange - und wenn an seinem Wutausbruch vom vergangenen Sonntag in Monte Carlo ("Manchmal schaltet Michael sein Hirn nicht ein") eines verwunderlich war, dann, dass er erst jetzt passierte.

    Den Renn-Organisatoren am Nürburgring war der inzwischen beigelegte Zwist im Hause Schumacher ("Es gibt keinen Bruderkrieg") sehr recht. Die medienwirksame Auseinandersetzung steigert das ohnehin wachsende Interesse der Fans noch einmal enorm - was den Geschäftsführer der Kurses, Walter Kafitz, bereits jubeln lässt: "Der Vorverkauf lief um 20 Prozent besser als im vorigen Jahr, seit Montag hat das Interesse noch einmal zusätzlich angezogen."


    FERRARI-FANS: DIE INVASION DER ROTEN

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    In den vergangenen beiden Jahren waren die Zuschauerzahlen am Nürburgring seit dem Rekordbesuch von 350.000 Rennfans im Jahre 2002 dramatisch gesunken, doch nun scheint sich die Faszination der ungeahnten Spannung auszuwirken. Zwar gilt McLaren-Pilot Kimi Räikkönen nach seinen beiden ungefährdeten Start-Ziel-Siegen in den beiden vergangenen Rennen (Barcelona und Monaco) als klarer Favorit, doch bei WM-Spitzenreiter Renault wird verbissen daran gearbeitet, den Vorsprung der Silberpfeile wieder aufzuholen.

    Nach einigen brillanten Rundenzeiten in Monte Carlo will aber auch Ferrari zumindest wieder um die ersten drei Plätze mitfahren, zugleich ist der Aufwärtstrend bei BMW-Williams unverkennbar, und Toyota-Pilot Jarno Trulli war in dieser Saison auch schon des Öfteren für einen Podiumsplatz gut. So ausgeglichen war die Formel 1 schon lange nicht mehr.

    Wie der Kampf um die Fahrerkrone ist auch das Rennen um die Konstrukteurswertung völlig offen: Verblüffenderweise gelingt es bislang, abgesehen von BMW-Williams, kaum einem Team, beide Fahrer auf einem auch nur annähernd gleich hohen Niveau fahren zu lassen - so gibt es in puncto Rundenzeiten und Ergebnisse deutliche Unterschiede etwa zwischen Räikkönen und Juan-Pablo Montoya oder auch Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella. Die komplette Überlegenheit eines ganzen Rennstalls, wie sie zuletzt Ferrari oder in den neunziger Jahren zeitweilig Williams-Renault demonstrierte, existiert momentan nicht.




    Jörg Schallenberg ist 35 Jahre alt, lebt in München und fährt nicht mehr Fiat, sondern inzwischen Skoda.
    Neben dieser vielversprechenden Konstellation können sich die Rennfans am Nürburgring auf ein weiteres spannungsförderndes Element freuen. Das bislang zweigeteilte Qualifying wurde auf ein allein entscheidendes Einzelzeitfahren am Samstag (13 Uhr) verkürzt. Darauf konnten sich in Monaco alle Teamchefs der Formel 1 einigen, nachdem zuvor wochenlang über die Änderung des umstrittenen Modus' diskutiert worden war. So brachte etwa McLaren-Chef Ron Dennis die Idee ein, die Startreihenfolge beim Qualifying einfach auszulosen oder im freien Training auszufahren, während Flavio Briatore (Renault) eine Art Rennen vor dem Rennen im Sinn hatte, als er ein Ausscheidungstraining forderte, bei dem nach jeweils 15 Vollgas-Minuten die fünf langsamsten Autos herausfallen.

    Doch am Ende gab es einen Kompromiss, bei dem sich wie bisher die Reihenfolge, in der die Fahrer im Qualifying auf die Piste gehen, aus dem Ergebnis des vorherigen Rennens ergibt. Die Letzten müssen also zuerst auf die Piste und sich mit viel Schmutz und wenig Haftung mangels abgefahrener Reifen herumplagen.

    Michael Schumacher, der bislang in der Qualifikation stets hinterherfuhr und es lediglich in Bahrein in die erste Startreihe schaffte, hofft schon, "dass wir den Nachteil etwas kaschieren und durch die Benzinmenge vielleicht sogar ausgleichen können". Dahinter verbirgt sich die Überlegung, dass die Fahrer die Qualifikation nun bereits mit der gleichen Mange an Sprit im Tank bestreiten müssen, mit der sie auch ins Rennen gehen. Das kommt Ferrari entgegen: Schumacher und Rubens Barrichello erzielten mit vollen Tanks meist gute Ergebnisse; im ersten Teil des (alten) Qualifyings, das mit so wenig Benzin wie möglich bestritten wurde, waren sie der Konkurrenz unterlegen.

    Wenn die anderen Teams nun mit einer kleinen Tankfüllung ins Rennen gehen, riskieren sie, durch die späteren Boxenstopps von Ferrari ausgekontert zu werden - eine Taktik, mit der Michael Schumacher 2004 reihenweise Erfolge feierte. Zudem werden die anfälligen Bridgestone-Reifen durch die verkürzte Qualifikation weniger belastet. So kann man die Neuregelung durchaus als Konzession an Ferrari verstehen. Denn alle anderen Regeländerungen vor Saisonbeginn zielten erkennbar darauf ab, durch die erhöhte Belastung von Reifen und Motoren die Dominanz der Scuderia zu brechen. Der Erfolg war durchschlagend.

    Quelle: http://www.Spiegel.de

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  • Danke dir für den Bericht,

    ...Ja - für Schumacher Michael läuft es ja atm nicht so rund. Was ich eh beknackt finde sind die neuen Quali Regeln... Meinetwegen können jene sofort gestrichen werden, denn so wird doch die Qualifikation zum Glücksspiel hoch 10...

    Die Regeln kamen ja auch anscheinend großteils, weil einige andere Gruppen einfach nicht mehr mit Ferrari mithalten konnten.

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    Respect the Scene, Respect their Work !

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