Lepra stammt aus Afrika

  • Lepra stammt aus Afrika

    Das Lepra-Bakterium stammt wahrscheinlich nicht aus Indien, sondern aus Ostafrika oder dem Nahen Osten. Das legen Genanalysen des Erregers nahe. Der Kolonialismus dürfte entscheidend zur Lepra-Verbreitung beigetragen haben.



    AP
    Lepra-Kranker im Sudan: Quelle der Krankheit in Ostafrika
    Die Lepra gehört zu den großen Schrecken der Menschheitsgeschichte. Schon das Alte Testament berichtete von Erkrankten, die als Aussätzige bezeichnet wurden. Bei Lepra-Kranken sterben infolge der Infektion Nerven ab, dadurch verlieren sie das Gefühl für Wärme und Schmerz. Unbemerkte Verletzungen führen zu Infektionen mit anderen Krankheiten, oft verlieren die Betroffenen Teile von Armen und Beinen.

    Bislang war man davon ausgegangen, dass der Erreger der Krankheit, das Bakterium Mycobacterium leprae, ursprünglich aus Indien stammt. Von dort soll es seinen Weg in die Welt genommen haben. Angeblich waren es griechische Soldaten aus dem Heer Alexander des Großen, die die Lepra nach Europa brachten.



    Science
    Lepra-Ausbreitung: "Kolonialismus war sehr schlecht"
    Eine genaue Genanalyse der Erreger kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis. Die Bakterien haben wahrscheinlich ihren Ursprung in Afrika oder dem Nahen Osten, berichtet ein internationales Forscherteam im Magazin "Science" (Bd. 308, S. 1040 - 1043).

    Europäer und Ostafrikaner hätten die Erreger nach Westafrika gebracht. Über den Sklavenhandel sei die Lepra nach Südamerika und in die Karibik gelangt. "Der Kolonialismus war unter Gesundheitsaspekten für Teile der Welt sehr schlecht", sagte Autor Stewart Cole vom Institut Pasteur in Paris. Europäer hätten den Erreger auch in Nordamerika eingeführt.

    Das Lepra-Bakterium beschäftigt Forscher schon seit längerem. In seinen Erbinformationen befinden sich viele beschädigte oder funktionslose Gene, was vermutlich der Grund dafür ist, dass sich die Bakterien außerordentlich langsam entwickeln. Die Erreger können nur im menschlichen Organismus sowie in Gürteltieren existieren - im Reagenzglas hingegen nicht.



    National Leprosy Archives of Norway
    Lepra-Hand: Angegriffen von Nervenschäden
    Die Forscher hatten sieben verschieden Bakterienstämme untersucht, die sie Patienten aus verschiedenen Regionen der Welt entnommen hatten. Dabei fanden sie zu ihrer eigenen Überraschung nur sehr kleine genetische Unterschiede. Die großen Lepra-Wellen der vergangenen Jahrhunderte gehen offenbar auf einen einzigen Stamm des Bakteriums zurück, berichten die Wissenschaftler.

    Im Jahr 2002 gab es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit 760.000 Lepra-Fälle. 90 Prozent der Erkrankten leben in Brasilien, Madagaskar, Mosambik, Tansania und Nepal.

    Früher mussten Erkrankte häufig in abgetrennten Kolonien leben. Mit Antibiotika kann Lepra heutzutage gut behandelt werden. In Dritte-Welt-Ländern sind solche Medikamente jedoch häufig nicht ausreichend verfügbar. Eine Ansteckung geschieht ausschließlich über den direkten Kontakt mit Infizierten. Die Inkubationszeit schwankt zwischen einigen Monaten und Jahren.


    Quelle: http://www.Spiegel.de

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