• Dramatiker im Sturm

    Arsenal und Angreifer Henry haben nur eine große Schwäche – es fehlt der wichtigste europäische Titel

    Von Raphael Honigstein, London

    Thierry Henry wird sich heute Abend gegen den FC Bayern (20.45 Uhr, live in Sat.1) wieder die Stutzen bis über die Knie ziehen, aber das hat nichts mit der Kälte im Olympiastadion zu tun. Es ist eine dem englischen Fußballfan etwas suspekte, modische Marotte und Teil des Gesamtkunstwerks des Stürmers. Henry ist sozusagen der Gegenentwurf zum nüchternen, sachlichen und nicht gerade an Mode interessierten Roy Makaay. Die Begabung des Franzosen in Reihen von Arsenal London wird nur von seinem Sendungsbewusstsein übertroffen.

    Vornehm blasiert wie ein Großstadt- Dandy auf Besuch in der Provinz, steht er gerne an der linken Außenlinie, um dort auf den Ball und das Scheinwerferlicht zu warten. Hat der Neffe eines französischen 400-m-Läufers erstmal Fahrt aufgenommen, lassen die Abwehrreihen schnell die Hoffnung fahren. „Es gibt weltweit keinen Torjäger, der Geschwindigkeit und Ballfertigkeit so kombiniert“, sagt der ehemalige Arsenal-Angreifer Alan Smith über seinen eleganten Nachfolger. Wenn ihm brutale Kunstbanausen frech Platz und Raum zur freien Gestaltung wegnehmen, verliert der Mann aus dem Pariser Vorort Les Ulis den Spaß.

    Sehr gute Spieler prägen ihre Mannschaft, großartige verkörpern sie. Die beispiellose Offensivstärke von Arsenal entspringt sicher dem Kollektiv der Könner – Henry, 27 Jahre alt, ist jedoch die Fleisch gewordene Idee von Wengers Team. Eleganz und Schönheit seines Spiels entsprechen genau der seines Vereins und auch seinen persönlichen Schwächen. Schwächen? Sagenhafte 131 Tore in 190 Ligaspielen hat er für die Londoner seit dem August 1999 erzielt, in Uefa-Pokal und Champions League traf er in 67 Spielen 36-mal. Trotzdem ist gerade die rätselhafte Erfolglosigkeit von Arsenal in der Champions League die Geschichte seines persönlichen Scheiterns. In Europa rücken die Gegner anders als auf der Insel nicht bis zur Mittellinie auf, die Mannschaften stehen kompakter. So kommt Henry seltener zur Geltung, und obwohl er als Achtjähriger einst in der Jugendmannschaft von Les Ulis lernte, sich gegen viel ältere Afrikaner, die mit falschen Pässen spielten, durchzusetzen, steht noch immer ein Fragezeichen hinter seiner Widerstandsfähigkeit auf der ganz großen Bühne. In den entscheidenden Viertelfinalspielen seines Vereins, 2001 gegen Valencia und 2004 gegen Chelsea, ging er unter. Weiter ist Arsenal nie gekommen. Weil auf dem Kontinent meistens der unter Flugangst leidende Dennis Bergkamp fehlte, war ein Ausfall von Henry auf dem Platz gleichbedeutend mit dem Aus. Das soll dieses Jahr endlich anders werden.

    „Titi“, wie sie Henry in der Arsenal-Kabine rufen, ist dazu entschlossen: „Ich bin davon besessen, der Geschichte meinen Stempel aufzudrücken, weil Arsenal mein Paradies ist.“ Sein Bruder Willy hat einmal erzählt, dass der mit einem englischen Model verheiratete Henry bei Besuchen in Les Ulis ohne Allüren auf dem Sofa schläft, doch in England reibt man sich zunehmend an seinem Pathos. „Er spricht im typischen Stile eines französischen Fußballers: eine Ansammlung von Platitüden, vorgetragen im Tonfall eines gelangweilten Philosophen, der zeitlose Wahrheiten aufwärmt“, hat sich der „Observer“ beschwert.

    Selbst Abstauber gegen weniger leistungsstarke Verteidiger wie die von Crystal Palace feiert Henry mittlerweile mit dramatischen Gesten, als hätte er gerade einen sechsköpfigen Drachen erschlagen. Der Sohn eines Einwanderers von den französischen Antillen mag ein unverbesserlicher Egozentriker sein, ein aufrichtiger Fußballfan ist er trotzdem. Er beschäftigt sich intensiv mit den europäischen Ligen. Sein Verhältnis zum Spiel wird zudem von einem veränderten Bewusstsein geprägt. „Früher habe ich gemacht, was ich wollte. Jetzt mache ich, was das Spiel von mir verlangt“, sagt er über seinen Karrieresprung unter Trainer Wenger.

    Auch im Falle des Scheiterns wird Henry Arsenal treu bleiben – trotz Angeboten vom FC Chelsea und von Real Madrid. Auch das ist konsequent. Denn vielleicht werden beide, der launische Künstler und sein Verein, gerade deshalb unsterblich, weil sie nie den wichtigsten europäischen Titel holen.


    Poeten des Angriffs

    Die Bayern und ihr Trainer Felix Magath sind von einem Sieg gegen Arsenal London überzeugt

    Von Moritz Küpper, München

    Paolo Guerrero freut sich schon lange auf das Achtelfinale der Champions League. Natürlich sollten sie eine Runde weiterkommen, sagt der junge Peruaner in Diensten des FC Bayern. Doch ebenso attraktiv scheint ihm die Aussicht auf das Aufeinandertreffen mit Arsenal Londons Torjäger Thierry Henry zu sein: „Denn ich will sein Trikot.“ Erstaunlich viel Ehrfurcht vor dem französischen Superstar Henry, und Guerreros Respekt passt so gar nicht zu der allgemeinen Stimmung bei den Bayern. Laut ihrem Trainer Felix Magath sehen sich die Deutschen mit dem heutigen Gegner nicht auf Augenhöhe – sondern eine Stufe über den Londonern. „Arsenal hätte sogar die Chance, die Champions League zu gewinnen“, sagt Magath, „wenn das Team nicht auf Bayern treffen würde.“

    Derlei Aussagen illustrieren das in dieser Saison stetig gewachsene Münchner Selbstbewusstsein. Natürlich, so einfach wie beim 5:0 am Sonnabend gegen Borussia Dortmund in der Bundesliga werden es die Münchner wohl bei ihrem heutigen Heimspiel nicht haben, das sieht auch ihr Vorstandsvorsitzender so. „Arsenal wird wohl nicht mehr Englischer Meister, die Mannschaft wird alles in die Champions League legen“, sagt Karl-Heinz Rummenigge. „Wichtig ist daher, dass wir uns nach dem 5:0 gegen Dortmund noch weiter steigern können.“

    Die Münchner haben an Arsenal London gute Erinnerungen. 2001 spielten sie in der damaligen Zwischenrunde der Champions League gegen die Engländer. Der deutsche Klub setzte sich durch und trat danach einen langen Weg an, an dessen Ende schließlich der Titel stand. Daran, dass die Münchener gewillt sind, diesen Erfolg zu wiederholen, besteht kein Zweifel. „Wenn wir so weiterspielen“, hatte Mittelfeldakteur Zé Roberto nach dem Spiel gegen Dortmund gesagt, „gewinnen wir die Champions League.“ Dabei vergaß der Brasilianer jedoch, dass Arsenal sich wohl kaum eine sportliche Bankrotterklärung der Marke Borussia Dortmund erlauben wird.

    Aber auch sein Trainer Magath ist „zuversichtlich, dass wir Arsenal schlagen werden“. Zwei Tage nach seinem höchsten Bundesligasieg als Trainer war er gestern gut gelaunt und interpretierte den 5:0-Erfolg über Dortmund als eindeutige Botschaft an Arsenal. Der Gegner, der am Wochenende nur zu einem 1:1 im Pokal gegen Zweitligist Sheffield United kam, werde nun wissen, sagte Magath, „dass wir stark sind und es hier in München nichts zu erben gibt“. Allerdings muss Felix Magath heute auf die Dienste von Michael Ballack verzichten. Dessen Oberschenkelverletzung erweist sich als hartnäckig. „Wir haben schon oft ohne Ballack gespielt“, sagt Roy Makaay. „Das sollte nicht ein großes Problem für uns darstellen.“ So sieht es tatsächlich aus, auch am Samstag gegen Borussia Dortmund fehlte der Nationalspieler bereits. Beim FC Bayern läuft es eben auch ohne den 28-jährigen Ballack: Vier Bundesligasiege und ein Unentschieden fallen in die Zeit seiner Abwesenheit.

    Dass die Münchner fest damit rechnen, heute Abend den Rasen des Olympiastadions als Sieger zu verlassen, daran besteht ohnehin kein Zweifel. Rummenigge etwa rechnet „mit einem 2:0-Sieg“ seiner Mannschaft. Bleibt nur noch die Frage, ob Arsenals-Superstar Thierry Henry in diesem Falle noch große Lust hat, den Bayern auch noch sein Trikot zu überlassen.


    Die Festung an der Anfield Road

    Leverkusen trifft heute auf den FC Liverpool

    Von Erik Eggers, Leverkusen

    Es wird bestimmt ein aufregender Moment werden für Jan-Ingwer Callsen-Bracker. Er ist 20 Jahre alt, er hat erst ein paar Spiele in der Fußball-Bundesliga bestritten, aber heute Abend wird er es sehen, das berühmte Schild, auf dem die drei zum Mythos verklärten Worte stehen: „This is Anfield.“ Es hängt im Kabinengang im Stadion an der geschichtsträchtigen Anfield Road in Liverpool. Es hängt dort, wo der FC Liverpool seine Heimspiele austrägt. Heute Abend wird der FC Liverpool dort in der Champions League gegen Bayer Leverkusen spielen (20 Uhr 45/live in Premiere), und der Leverkusener Profi Callsen-Bracker ist aller Wahrscheinlichkeit nach von Anfang an dabei. Seinen Auftritt in dem berühmten Stadion verdankt der 20-Jährige einem fast tragischen Umstand: Jens Nowotny, der erfahrene Abwehrspieler von Bayer, hat am Samstag im Spiel gegen Nürnberg seinen vierten Kreuzbandriss erlitten, er fällt damit wieder monatelang aus, muss schlimmstenfalls sogar seine Karriere beenden. Auch Roque Junior ist verletzt, deshalb muss Trainer Klaus Augenthaler auf Callsen-Bracker zurückgreifen.

    Bei Bayer reagierte man tief betroffen auf die Nachricht von Nowotnys Kreuzbandriss. „Es ist sehr schlimm, dass Jens ausfällt“, sagte Augenthaler. „Es ist ein Schock. Jens ist ein Denkmal in Leverkusen“, sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. „Aber ich bin fest davon überzeugt, dass er wiederkommt.“ Und Interimskapitän Carsten Ramelow sagte: „Das ist sehr bitter für die Mannschaft.“ Nowotny selber will den Kampf für eine Rückkehr nicht aufgeben. „Ich spiele noch mit 42“, sagte er dem „Kicker“. Jetzt ist er 31 Jahre alt.

    Keine Frage, Leverkusen ist durch seinen Ausfall sehr geschwächt, generell natürlich, aber besonders gegen Liverpool. Denn Augenthaler sagt: „Ich denke, dass die Engländer uns sehr unter Druck setzen werden.“ Allerdings müssen die Gastgeber auf Morientes und Mittelfeldspieler Gerrard verzichten.

    Wenn der Bayer-Trainer über die Leidenschaft der Fans und der Spieler des FC Liverpool spricht, dann aus eigener Erfahrung. 1981 verlor er mit Bayern München im Halbfinale des Landesmeister-Wettbewerbs beim englischen Rekordmeister – und schied aus. Die Liverpooler Fans singen seit vielen Jahren die berühmte Hymne „You’ll never walk alone“. Seit dem 19. Oktober 1977 hat keine deutsche Mannschaft mehr ein Tor erzielt an der Anfield Road. Damals traf Reinhard Häfner für sein Team Dynamo Dresden im Europokal der Landesmeister. Dresden verlor allerdings 1:5.

    Doch die Leverkusener Spieler verbreiten Optimismus. „Ich will zu Null spielen“, sagt zum Beispiel Torhüter Butt. Sein Trainer fordert „Mut, Entschlossenheit und Laufbereitschaft“ ein, und er will gar das Gesetz der Serie brechen: „Für einen Treffer sind wir immer gut.“ Ein Satz, den Jan-Ingwer Callsen-Bracker freilich ergänzt: „Liverpool auch.“


    Werders Traum von neuer «Sternstunde»


    Bremen (dpa) - Der deutsche Fußball-Meister Werder Bremen will den Bundesliga-Höhenflug in der Champions League fortsetzen.

    «Es ist unser Ziel, sich ständig auf hohem Niveau zu befinden. Egal, was für eine Aufgabe ansteht», sagte Werder-Trainer Thomas Schaaf mit Blick auf das Achtelfinal-Hinspiel gegen den französischen Meister Olympique Lyon. Mit vier Siegen in Serie meldeten sich die Norddeutschen eindrucksvoll im Bundesliga-Titelkampf zurück und gehen entsprechend selbstbewusst die schwere Aufgabe gegen die mit 17 Treffern offensivstärkste Mannschaft der europäischen Königsklasse an.

    Rechtzeitig vor dem mit Spannung erwarteten Kräftemessen mit dem französischen Titelträger der vergangenen drei Jahre sind die grippe-geschwächten Profis Miroslav Klose, Gustavo Nery und Frank Fahrenhorst wieder im Training. «Jetzt müssen wir sehen, wie alle drei die Belastung verkraften», sagte Schaaf. Auch Ivan Klasnic, mit fünf Treffern hinter Ruud van Nistelrooy (Manchester United/8 Tore) und Roy Makaay (Bayern München/7) die Nummer drei in der Torschützenliste, steht nach einem Muskelfaserriss wieder im Kader. Kapitän Frank Baumann fehlt dagegen wegen einer Gelb-Sperre.

    Unvergessen bleibt das bisher einzige Kräftemessen der beiden Teams. Im UEFA-Cup kam Werder 1999 zu Hause durch ein 4:0 im Rückspiel trotz der 0:3-Hinspielpleite noch weiter. «Das war eine Sternstunde der Bremer Fußball-Geschichte», erinnert sich Bremens Manager Klaus Allofs. Während die Bremer Fans von einem erneuten sportlichen Höhepunkt wie diesen träumen, ist Schaaf gewohnt nüchtern: «Wenn das Ergebnis von damals überhaupt noch eine Rolle spielt, dann die, dass im Fußball alles möglich ist.»

    Nach Ansicht von Schaaf ist Lyon vom Namen her «nicht wie Real Madrid, aber auf jeden Fall eine Größe, denn sie sind seit Jahren Meister und haben sich in der Champions League etabliert». Der 43-Jährige verwies zudem auf die finanziellen Möglichkeiten des Tabellenführers der französischen Liga. «Sie haben einen Etat von 80 Millionen Euro, davon können wir nur träumen», erklärte der Coach des deutschen Meisters, der mit einem Budget von rund 45 Millionen Euro in die Saison gestartet war.

    Die Franzosen haben besonders Respekt vor Landsmann Johan Micoud. «Werder ist stark. Doch Micoud ist die größte Gefahr für uns», sagte Lyons Clubchef Jean-Michel Aulas über Bremens Regisseur. Trainer Paul Le Guen versprach einen offensiven Auftritt seines Teams: «Wir werden uns nicht verstecken, sondern jede Gelegenheit nutzen zu stürmen.» Er muss auf den Brasilianer Claudio Cacapa verzichten. Der 28 Jahre alte Innenverteidiger ist nach überstandener Knieverletzung doch noch nicht fit genug für einen Einsatz. Zudem fehlen Bryan Bergougnoux und Anthony Réveillère wegen Fußverletzungen. «Die Ausfälle sind schmerzhaft», sagte Le Guen.

    Giovane Elber, in der Winterpause von Olympique zu Borussia Mönchengladbach gewechselt, warnt vor seinem Ex-Club. «Es ist eine schwierige Aufgabe für Werder. Sie sollten im ersten Spiel möglichst alles klar machen, denn in Lyon wird es schwer», verweist Elber auf Lyons eindrucksvolle Heimbilanz. In Meisterschaft und Champions League ist Olympique vor eigenem Publikum diese Saison ungeschlagen. Auswärts wartet das Team dagegen seit drei Spielen auf einen Sieg.


    Schalke 2004 angeblich tief in roten den Zahlen


    München (dpa) - Der Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 rechnet für das Geschäftsjahr 2004 mit einem operativen Verlust von 17 Millionen Euro. Insgesamt seien die Verbindlichkeiten zum 31. Dezember 2004 auf rund 110 Millionen Euro gestiegen, bei einem Umsatz von 94 Millionen Euro.

    Das berichtet das Wirtschaftsmagazin «Focus- Money» nach Einsicht der Bilanzen 2003 und 2004 und beruft sich auf Angaben von Schalkes Vizepräsidenten Josef Schnusenberg. Dabei handele es sich noch um vorläufige Daten, weil die Wirtschaftsprüfer ihr Zahlenwerk noch nicht abgeschlossen haben.

    Der von dem Magazin beauftragte Karlheinz Küting, der Professor am Institut für Wirtschaftsprüfung (IWP) der Universität des Saarlandes ist, kommt nach Einsicht der Schalker Bilanzen (2003 und 2004) zu einem vernichtenden Urteil: «Die Finanzlage beim FC Schalke 04 halte ich für noch katastrophaler als bei Borussia Dortmund.»

    Auch beim Revier-Nachbarn und derzeitigen Tabellen-Zweiten finden sich nach Ansicht des Wirtschaftsexperten «ausufernde Schulden und Bilanztricksereien». Die Bilanz wäre «noch desaströser, würde Schalke nicht jedes Jahr tief in Schminkschatulle greifen», kritisierte Küting: «Schalke wäre ohne die - aus Konzernsicht - ständigen Luftbuchungen finanziell längst an die Wand gefahren. Der Club ist bilanziell überschuldet.» Verheerend sei die Eigenkapital-Situation. 2003 wies der Club 1,9 Millionen Euro negatives Eigenkapital aus.

    Als Beispiel für fragwürdige Bilanztricks nennen Experten u.a. die bekannte Transaktion mit dem alten Parkstadion. Der Stadt Gelsenkirchen kaufte Schalke das marode Stadion 2003 für den symbolischen Preis von 1 Euro ab. In der Bilanz wurde es dann mit einem Wert von 15,6 Millionen Euro als «außerordentlicher Ertrag» auf der Habenseite verbucht, weil der Wert des Parkstadion-Geländes in zwei Gutachten auf diesen Betrag geschätzt wurde. So sei laut Küting der für 2003 ausgewiese Verlust von 19 auf 4,1 Millionen Euro geschrumpft: «Dieser Buchgewinn ist aus Konzernsicht undenkbar.»

    Im Interview mit «Focus-Money» verteidigte Schnusenberg Schalkes Finanzpolitik: «Wir sind keine Hasardeure. Wir nutzen nur alle bilanziellen Möglichkeiten aus.» Noch sei alles «im grünen Bereich», meinte der 64-Jährige. Dennoch räumt er ein, dass alles vom sportlichen Erfolg der Mannschaft abhänge. «Sollten wir jedoch mehrere Jahre hintereinander nicht am UEFA-Cup oder der Champions League teilnehmen und Verluste schreiben, drohen uns echte Bilanz- und Liquiditätsprobleme», sagte Schnusenberg.

    Schnusenberg machte erstmals eine neue Konstruktion öffentlich. Schalke habe im Vorjahr eine Rechteverwertungs GmbH gegründet. In die neue Holding wurden drei Tochtergesellschaften (Catering, Ticket & Security, Museum) ausgegliedert. «Die stillen Reserven der drei neuen Beteiligungen heben und nutzen wir - wie schon 2003 -, um unser negatives Kapitalkonto auszugleichen», erklärte Schnusenberg. «Dieses Heben von stillen Reserven ist in der Wirtschaft völlig üblich».

    Schon im laufenden Kalenderjahr rechnet Schnusenberg jedoch mit Besserung. «Wir werden die Umsatzschwelle von 100 Millionen Euro wieder erreichen und den Break-even schaffen.» Darüber hinaus befinde man sich mit Zins- und Tilgungszahlungen voll im Plan. Wegen der gesunkenen Zinsen könne man die Raten für die Arena AufSchalke sogar schon bis 2017 abbezahlen, «viele Jahre vor dem gedachten Zeitraum».


    Vorweggenommenes Finale in Barcelona


    Hamburg (dpa) - Das Achtelfinale zwischen dem FC Barcelona und dem FC Chelsea gilt als vorweggenommenes Champions-League-Endspiel. Entsprechend aufgeheizt ist die Atmosphäre vor dem Hinspiel im Camp Nou.

    «Ich habe in einem Jahr ebenso viele Landesmeister-Europapokale gewonnen wie der FC Barcelona in seiner gesamten Vereinsgeschichte», lästerte Chelsea-Trainer José Mourinho.

    Der 42-Jährige, der mit dem FC Porto in der vergangenen Saison die wichtigste Vereins-Trophäe in Europa gewonnen hatte und sich nun in der Rolle des Titelverteidigers sieht, schoss sich auch auf seinen Trainer-Kollegen ein. «Frank Rijkaards Geschichte als Spieler ist nicht mit meiner zu vergleichen. Seine war fantastisch, meine gleich null», sagte der Portugiese. «Aber als Trainer ist meine Geschichte nicht mit seiner zu vergleichen. Er hat noch keinen Titel. Ich habe eine Menge davon.»

    Mourinho holte in zwei Jahren mit dem FC Porto zwei Mal den portugiesischen Meistertitel, einmal den Pokal, den UEFA-Cup und die Champions League. Der niederländische Ex-Internationale Rijkaard ist seit 2003 in Barcelona, konnte mit den Katalanen aber noch nichts gewinnen. Auf Mourinhos Attacke reagierte er gelassen: «Ich hoffe, dass meine Spieler die Antwort auf dem Platz geben.»

    Chelsea und Barcelona führen mit jeweils großem Vorsprung die Ligen in England bzw. Spanien an. «In diesem Spiel stehen sich die zwei besten Teams in Europa gegenüber», meinte Weltfußballer Ronaldinho, der mit Barças Klassestürmern Chelseas Muster-Defensive um John Terry und Claude Makelele knacken will. Im englischen Pokal war das Newcastle United gelungen. Doch Mourinho meinte selbstsicher: «Wir haben noch nie zwei Spiele hintereinander verloren, und das werden wir auch jetzt nicht tun.» Vor fünf Jahren hatte Barcelona den FC Chelsea im Viertelfinale nach einer 1:3-Hinspielniederlage mit 5:1 aus dem Stadion geschossen. Mourinho war damals Trainer-Assistent von Louis van Gaal.

    Mourinhos Ex-Club FC Porto empfängt Inter Mailand. Die Portugiesen überstanden nur mit Mühe die Vorrunde, und der in dieser Saison noch ungeschlagene Inter-Trainer Roberto Mancini nimmt den Gegner wohl auf die leichte Schulter. Edgar Davids und Alvaro Recoba traten die Reise nach Porto gar nicht mit an.

    Serie-A-Spitzenreiter AC Mailand tritt mit den besten Erinnerungen im Old-Trafford-Stadion gegen Manchester United an. 2003 gewann Milan dort das Champions-League-Finale gegen Juventus Turin. Torwart Nelson Dida war der Held mit drei gehaltenen Elfmetern. «Old Trafford ist ein magischer Ort für mich. Ich werde ManU stoppen», sagte der Brasilianer. Mailand spielt ohne Andrej Schewtschenko. «Europas Fußballer des Jahres» fällt nach einem Jochbeinbruch drei Wochen aus.

    Bei Manchester United wird hingegen das Comeback von Ruud van Nistelrooy erwartet. Der niederländische Torjäger führt die Torschützenliste der Champions League mit acht Treffern an, hat wegen Problemen an der Achillessehne jedoch seit drei Monaten nicht gespielt. Nach fünf Siegen in Serie wird Alex Ferguson womöglich auch Milan überrennen wollen und in Ryan Giggs, Cristiano Ronaldo, Wayne Rooney und Van Nistelrooy vier Stürmer nominieren.


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