München (dpa) - Der bisher größte Börsengang in der deutschen Mediengeschichte soll mehr als eine Milliarde Euro in die Kassen des Bezahlsenders Premiere und seiner Alteigentümer spülen. Die Aktien der Premiere AG sollen beim Börsengang am 9. März 24 bis 28 Euro kosten.
«Die Preisspanne orientiert sich klar am unteren Ende der Analystenbewertungen», sagte Premiere-Chef Georg Kofler am Dienstag in München. Ursprünglich hatte sich das Unternehmen eine höhere Bewertung erhofft. Institutionelle Anleger drängten aber auf einen niedrigeren Preis. Das Unternehmen wird nun mit 2 bis 2,3 Milliarden Euro bewertet.
Premiere gehörte früher zur KirchGruppe und war mit Milliardenverlusten für den Zusammenbruch des Medienimperiums mitverantwortlich. «Nach dem Fehlversuch der KirchGruppe ist der Neustart von Pay-TV in Deutschland und Österreich gelungen», sagte Kofler. Mit rund 3,25 Millionen Abonnenten und knapp einer Milliarde Euro Umsatz habe Premiere die kritische Größe erreicht. Kofler deutete an, dass der Bezahlsender damit liebäugelt, eines Tages einen frei empfangbaren Sender zu übernehmen. «Eine solche Option kann ich nicht ausschließen.»
Derzeit liegt die Mehrheit an der Premiere AG beim Finanzinvestor Permira. Nach dem Börsengang sollen 51,3 Prozent der Anteile im Streubesitz sein. Angeboten werden zunächst 12 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung und 24,6 Millionen Aktien aus dem Besitz der Alteigentümer. Zudem ist eine Mehrzuteilungsoption von knapp 5,5 Millionen Alt-Aktien vorgesehen. Damit könnte der Börsengang knapp 1,2 Milliarden Euro bringen. Falls die Preisspanne nicht noch wegen geringer Nachfrage gesenkt wird, liegt der Mindesterlös bei etwa 880 Millionen Euro. Knapp ein Drittel davon fließt Premiere zu, der Großteil kommt den Alteigentümern zugute.
Kofler selbst verkauft 2,5 Millionen Aktien und kann so bis zu 70 Millionen Euro einstreichen. Der Sender-Chef betonte aber, dass er auch künftig noch 13,9 Prozent der Anteile halten werde. «Es gibt wohl kaum einen Vorstandschef eines großen Unternehmens, der so viel privates Vermögen auf die Zukunft seiner Firma setzt.» Permira wird künftig noch 23,7 Prozent halten. Dieses Engagement zeige, dass die Finanzinvestoren an die Zukunft des Unternehmens glaubten, sagte Kofler. Er sehe große Zukunftschancen für das Bezahlfernsehen in Deutschland, die Marktdurchdringung sei mit acht Prozent der Haushalte noch deutlich niedriger als in anderen Ländern.
Die Premiere AG ist nach Einschätzung Koflers ein Kandidat für den MDAX. Innerhalb von 12 bis 18 Monaten solle das Unternehmen in den Index einziehen, in dem die wichtigsten Unternehmen nach den DAX-Konzernen vertreten sind. Kofler wünscht sich eine Mischung von 50 Prozent Privatanlegern und 50 Prozent Institutionellen. Premiere-Abonnenten, die Aktien kaufen wollen, sollen bevorzugt behandelt werden. Es gibt für sie, anders als für Premiere-Mitarbeiter, aber keine garantierte Zuteilung.
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