Die Ältesten sind älter als uralt

  • 17.02.2005 - Anthropologie

    Knapp 200.000 Jahre alte Fossilien belegen: Homo sapiens ist älter als vermutet

    Der moderne Mensch ist rund 50.000 Jahre älter, als Fossilfunde bisher annehmen ließen. Das legen neue Altersdatierungen zweier Schädel nahe, die 1967 in Äthiopien gefunden worden waren. Die beiden Omo I und Omo II genannten Homo-sapiens-Fossilien sind nicht wie angenommen etwa 130.000, sondern zirka 195.000 Jahre alt. Das berichtet ein australisch-amerikanisches Forscherteam in der Fachzeitschrift Nature (Bd. 433, S. 733). Auch aufgrund genetischer Studien nehmen Forscher an, dass der moderne Mensch vor rund 200.000 Jahren auf den Plan trat. Die ältesten Funde wurden bislang auf ein Alter von 154.000 bis 160.000 Jahren geschätzt.

    Omo I und Omo II waren 1967 von Richard Leakey entdeckt worden. Gemeinsam mit seinem Team fand der bekannte Anthropologe die Überreste der beiden Schädel und Teile der dazugehörigen Skelette in der Nähe von Kibish in Äthiopien. Damals waren die Fossilien anhand des Zerfalls von Uran und Thorium auf ein Alter von 130.000 Jahren datiert worden. Die Forscher hatten dazu Muschelschalen aus einer Felsschicht in unmittelbarer Nähe der Schädel analysiert.

    Der Geologe Ian McDougall von der Australischen National-Universität in Canberra und seine Kollegen untersuchten nun Schichten vulkanischer Asche ober- und unterhalb der Sedimente, in denen die beiden Schädel eingebettet waren. Sie bestimmten das Alter der Gesteinsschichten mithilfe einer Technik zur Datierung, die mit dem radioaktiven Zerfall der Elemente Kalium und Argon arbeitet. Eine Vulkanaschelage fünfzig Meter oberhalb der Schädel datierten die Wissenschaftler auf ein Alter von 104.000 Jahren. Die Schicht nur drei Meter unterhalb der Fundstätte ist rund 196.000 Jahre alt.

    Das Auftauchen des Homo sapiens auf knapp 200.000 Jahre zurückzudatieren vergrößert die zeitliche Kluft zwischen den ersten anatomisch modernen Menschen und ersten eindeutigen Anzeichen der Kulturentwicklung. Funde wie Werkzeuge, Nadeln, Knochenschnitzereien oder Malereien tauchen erst vor etwa 50.000 Jahren auf. Demnach hätte der moderne Homo sapiens rund 150.000 Jahre ohne diese kulturellen Errungenschaften gelebt. Es gab also eine große Lücke zwischen dem Auftreten des modernen Skeletts und modernen Verhaltens, erklären die Forscher.

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