Samsungs Schüttel-Handy

  • Darauf hat die Welt gewartet: ein Handy, das auch Bewegungen erkennt. Damit, sagt Samsung, ließen sich Nummern per Bewegung wählen - oder beim Karaoke per Schüttelei ein Tamburin simulieren. Na endlich.


    Es gibt Innovationen, bei denen man sich fragt, warum da vorher noch keiner drauf gekommen ist; es gibt solche, bei denen man sich fragt, für wen oder was sie gut sein sollen; solche, bei denen man ahnt, dass sie ihre Existenz als Scherz begannen, der von irgendeinem Manager dann ernst genommen wurde - und solche, bei denen man all das zugleich vermutet.

    Der Fiat Multipla ist so ein Fall, das Auto, bei dessen Konstruktion die Designer angeblich im Urlaub waren, und vielleicht auch das Samsung SCH-S310. Das ist zunächst einmal ein Handy, und von denen wirft die Industrie bekanntlich fast täglich neue auf den Markt. Da muss man sich schon was einfallen lassen, um aufzufallen.

    Das dürfte Samsung mit der kleinen Quasselkiste gelungen sein. Sie schreibt ein Stückchen Technikgeschichte - zumindest als Annekdote - indem sie zurecht in Anspruch nehmen kann, das erste per Bewegung gesteuerte Handy zu sein.

    So soll das SCH-S310 beispielsweise die vierte Nummer im elektronischen Adressbuch anwählen, wenn man mit ihm eine Vier in die Luft malt. Das würde die Bedienung allerdings beschleunigen und bequemer machen, sobald man das Adressbuch auswendig gelernt hat - denn wer vorher nachsehen muss, könnte dann ja auch gleich auf "wählen" drücken.

    Dass die Erfindung des In-die-Luft-Schreibens den SMS-Markt revolutionieren könnte, wie manche Kommentatoren umgehend jubilierten, scheint aber ein Missverständnis: Man stelle sich nur vor, all die tippenden Jugendlichen in Bus und U-Bahn fuchtelten stattdessen in der Luft herum. Sowas dürfte allenfalls zu einem SMS-Verbot im öffentlichen Raum führen. Wie sich der SMS-Markt noch einmal kräftig anschieben lassen dürfte, ist den Handy-Entwicklern dagegen seit langem klar: mit einer vernünftigen Sprachsteuerung für Handys - und das gilt auch für die Bedienung der Apparate.

    Technisch anspruchsvoll, weitgehend sinnlos - aber cool?

    Trotzdem könnte das bewegte Handy den Bedürfnissen der gestenreichen jungen Generation durchaus entgegenkommen, die Posen und Bewegungen oft per definitionem für cool hält. Vertikales Schütteln löscht unerwünschte Textnachrichten, während horizontales Rütteln den Ton eines Tamburins (oder anderer Instrumente) simulieren kann (gedacht ist das angeblich für den Einsatz beim Karaoke). Im MP3-Player-Modus "schüttelt" man sich durch die Playlist. Möglich, dass die auf einem winzigen Gyroskop beruhende Technik gut funktioniert, für Aufmerksamkeit wird sie mit Sicherheit sorgen.

    Auch die ganz pragmatischen Bedienungen eines Handys lassen sich per Bewegung erledigen (gut für Menschen mit besonders dicken Fingern): So lässt sich ein laufendes Gespräch beispielsweise durch zweimaliges vertikales Rütteln beenden. Wen das nun auf Anhieb begeistern kann, der wohnt offenbar in einer Gegend ohne Kopfsteinpflaster oder Schlaglöcher in den Straßen.

    Trotzdem ist das alles natürlich pfiffig, denn weltweit berichtet die Presse heute über das neue Produkt - und wen außer der Fachpresse interessieren normalerweise noch Produktneuheiten bei Handys?

    Auch das Timing der Neuigkeit ist perfekt: Jeder Tag näher an den 1. April hätte die eine oder andere Veröffentlichung zum Thema durchaus verhindern können. Gut möglich, dass das SCH-S310 trotzdem ein Erfolg wird, wenn es denn wirklich den Weg von der Pressekonferenz bis ins Ladenregal findet (das ist ja längst nicht immer der Fall). Denn nicht immer muss das, was technisch möglich ist, auch sinnvoll sein - manchmal reicht es schon, wenn es witzig ist.

    Cheers

    @Jacki:pfct:

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    Lebt in der Liebe,wie auch Christus uns geliebt hat.
      

    [ Epheser. 5,2 ]

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