Supercomputer zum Anfassen

  • Wer einmal interessante Supercomputer aus der Nähe betrachten möchte -- die Unis und Forschungseinrichtungen lassen ja nur selten jemand an ihre guten Stücke heran --, der sollte in eines der Museen gehen, etwa in das Deutsche Museum in München oder das Heinz Nixdorf Museumsforum HNF in Paderborn. Das Paderborner HNF, das sich inzwischen zum größten Computer-Museum der Welt gemausert hat, lockt jetzt mit einem besonders seltenen Prachtexemplar, dem aus 1024 Transputern T805 aufgebauten Parsytec GC.

    Das System hatte zwölf Jahre im PC2 (Paderborn Center for Parallel Computing) bis zuletzt treue Dienste geleistet. Anfangs (im Jahre 1992) stand er sogar in der Liste der Top500 der Supercomputer auf Platz 259. Die Rechenleistung der 1024 Transputer à 30 MHz mit je 4,4 MFLOP/s, also insgesamt etwa 4,5 GFLOP/s, wird heutzutage von jedem bessern Laptop erreicht -- der GC benötigte dafür ein Gehäuse von 2,6 m Höhe und 2,53 m Breite.

    Den Transputern der nicht mehr existiernden Firma Inmos wird oft nachgeweint. Immerhin blüht die dahintersteckende Idee, kleine Kerne mit vielen schnellen Links zu versorgen und so interessante Topologien aufzubauen, jetzt kräftig auf: sei es bei dem Supercomputer BlueGene/L -- der vermutlich auf Platz zwei der demnächst verkündeten neuen Top500-Liste stehen dürfte -- oder bei dem ominösen Cell-Prozessor von IBM, Sony und Toshiba, der im nächsten Jahr unter anderem für Highend-Spielesysteme eingeführt werden soll.

    Nur zwei Rechner in der Größenordnung des GC wurden je von Parsytec ausgeliefert, es handelt sich also um eine echte Rarität. Leider wird man den Parsytec-GC-Rechner im HNF nicht als Ganzes in Betrieb sehen können; die Mitarbeiter des HNF und der Universität Paderborn versuchen jedoch, einzelne Bauteile wieder in Betrieb zu setzen, um den Museumsbesuchern zukünftig zumindest die Geräuschentwicklung der Lüfter zu demonstrieren.

    Wer wirklich echtes Look&Feel alter Supercomputern verspüren und auf selbige auch einmal programmieren will, der sollte sich beim Cray-Cyber-Projekt der Deutschen Gesellschaft für historische Rechneranlagen (GfhR) anmelden. Seit Sommer ist hier die kleine Cray Y-MP -- das berühmte Sofa -- online und derzeit auch die NEC SX4B (Vorläufer der im Earth Simulator eingesetzten SX6-Systeme). Jeden Samstag läuft hier auch die Cyber 960 und weitere Cray-Rechner (Cray J90, 916, etc.) nach Absprache. Neue Errungenschaften sind die Cray C94 sowie ein massiv-paralleles System des Typs T3D. Zum Look&Feel gehört aber auch der direkte Zugriff. Und so gibt es hier Tage der offenen Tür, der nächste am 27. November von 12 bis 18 Uhr in 81477 München, Stäblistraße 10b.

    Und wer bereits am kommenden Wochenende interessante historische, wenn auch kleinere Computer beschauen möchte -- etwa die Replica 1, ein Nachbau des legendären Apple 1 -- kann auch am Vintage Computer Festival 7.0 teilnehmen. Allerdings muss man dazu nach Kalifornien, ins Computer History Museum von Mountain View.

    Deutsche Museum: http://www.deutsches-museum.de/


    HNF: http://www.hnf.de/


    Parsytec: http://www.parsytec.de/


    Cray-Cyber-Projekt : http://www.cray-cyber.org/general/start.php


    GfhR: http://www.gfhr.de/


    Vintage Computer Festival 7.0: http://www.vintage.org/2004/main/

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    "Ich bin unschuldig, ich bin Amerikaner"

    Zitat:

    Baphomet's Fluch 1

  • ...ich habe noch so eine Kiste in meinem Keller stehen :agl:

    Im ernst : Tolle Sache das. Da können die Kiddys mal sehen, wie alles angefangen hat. Und auch ich komme da manchmal noch in´s Staunen :wow:
    Wenn München nicht so weit weg wäre....:sad-2:

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  • Mal was aktuelles zum Thema Supercomputer:

    Mit 36 TeraFlop/s kommt der seit Juni 2002 auf Platz eins stehende japanische Earth-Simulator in der zur Supercomputer-Konferenz SC2004 in Pittsburgh veröffentlichten neuen Liste der 500 schnellsten Rechner der Welt nur noch auf Platz drei. Neuer Champion ist IBMs Blue Gene/L Beta System mit fast 33.000 PowerPC-CPUs. Es erreicht 70 TeraFlop/s und befindet sich derzeit bei IBM in Rochester in einer Testphase. Danach erfolgt die Installation in den Lawrence Livermore National Laboratories.

    Zur Nummer zwei hat sich das Columbia-System bei NASA/Ames mit ebenfalls beindruckenden 52 TeraFlop/s aufgeschwungen. Das Itanium-basierte System von SGI besteht aus mehr als 10.000 Prozessoren. Platz vier belegt ein Rechnersystem aus Europa: Der MareNostrum in Barcelona basiert auf IBMs Blade Center, besteht aus 3564 PowerPC970-Prozessoren und erreicht fast 21 TeraFlop/s. Das Itanium-System Thunder mit 4096 Prozessoren am Lawrence Livermore Lab folgt mit 20 TeraFlop/s auf Platz fünf vor dem ASCI-Q-Rechner in Los Alamos. Der G5-Terascale-Cluster der Virginia Tech Universität nimmt mit 12 TeraFlop/s Platz sieben ein.

    Unter den Top-10 sind die USA mit insgesamt acht Rechnern vertreten. Die aggregierte Leistung in der Top500-Liste überschreitet mit 1127 TeraFlop/s erstmals die PetaFlop/s-Schwelle, gegenüber "nur" 813 TeraFlop/s im Juni. Die Einstiegsschwelle in die Top500 ist von 624 auf 850 GigaFlop/s gewachsen. Das Top500-Team rechnet im nächsten Frühjahr nur noch mit Rechnern der TeraFlop-Klasse in der Liste. Cluster sind mit 296 Systemen zur vorherrschenden Architektur in der Top500 avanciert. Intel lieferte für 320 Rechner die Prozessoren, gegenüber 287 im Frühjahr. Es folgen IBMs Power-Prozessor mit 54 und HPs PA-Risc mit 48 Rechnern. AMD hat sich mit 31 Systemen gegenüber 34 im Juni leicht verschlechtert. Bei den Herstellern hält IBM mit 216 Rechnern und 557 TeraFlop/s (50 % der aggregierten Leistung) deutlich die Spitze, gefolgt von Hewlett-Packard mit 173 Rechnern oder 21 Prozent. Die restlichen Computer verteilen sich auf 25 Hersteller, darunter SGI mit 20, Dell mit 14, NEC mit 12 und Linux Networks mit 11 Systemen.

    Im weltweiten Vergleich führen die USA deutlich mit 267 Rechnern und fast 690 TeraFlop/s (61 %) vor Großbritannien mit 42 Systemen und 83 Teraflop/s (7 %). Es folgt Deutschland mit 35 Systemen; die Rmax-Leistung stieg in den vergangenen sechs Monaten von 41 auf 61 TeraFlop/s. Japan liegt mit 30 Rechnern dahinter, führt aber klar in der Leistung mit 95 TeraFlop/s. Der schnellste deutsche Rechner, die IBM p690 im Forschungszentrum Jülich -- im Februar 2004 eingeweiht -- liegt auf Platz 30 und spielt damit nur noch in der zweiten Liga. Aus den Top500-Zahlen lässt sich zudem ablesen, dass Hochschulen und Forschungseinrichtungen hierzulande nicht gerade protzen können, geht es um außergewöhnliche Rechenleistung: lediglich mit fünf Rechnern und 7 TeraFlop/s beziehungsweise vier Rechnern und 11 TeraFlop/s ist Deutschlands Wissenschafts-Elite in den Top500 vertreten.

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    Zitat:

    Baphomet's Fluch 1

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