Wer "Bild" liest, kauft am Montag Saure Gurken
Im Unterschied zu ihren Online-Lesern sind die "Bild"-Redakteure alles andere als ausgeschlafen. Oft verpennen sie nämlich einfach ein brisantes Thema, um es dann Wochen später als vermeintlich hochbrisant und sensationell in ihrem Blatt aufzuwärmen. Beispiele dafür gibt es genug, wie ein Blick auf die Seite von BILDblog zeigt. Und das neuste Beispiel ist ein Bericht über die bereits Anfang September vom Berliner Verbraucherministerium ist Netz gestellte Seite Ernaehrungsvorsorge.de, die nicht nur empfiehlt, für Krisenzeiten ein Notvorrat anzulegen, sondern die auch die Dinge nennt, die die Bürger vorsichtshalber hamstern sollen.
Darüber wurde bundesweit vor Wochen schon berichtet. Auch über die dort veröffentlichte Lebensmittelliste, die von Trockenpflaumen über ein Glas Saure Gurken (190 Gramm Abtropfgewicht) bis hin zu 21 Litern Mineralwasser als Getränkevorrat reicht. Und obwohl der Autor dieser Zeilen immer noch jede Menge an Kerzen Zuhause hat, die er sich kurz vor dem Jahrtausendwechsel zusammen mit mehreren Kisten Bier und Wasser vorsichtshalber angeschafft hat, übte der ministerielle Vorratskalkulator einen so großen Reiz aus, dass er einfach ausprobiert werden musste.
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Ergebnis:
Getreide, Getreideprodukte, Brot, Kartoffeln: 13.725 kg
Gemüse, Hülsenfrüchte: 6.1 kg
Obst: 6.1 kg
Getränke: 107.10 l
Milch, Milchprodukte: 13.725 kg
Fisch, Fleisch, Eier: 6.1 kg
Fette, Öle: 1.525 kg
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Das soll also für zwei Wochen reichen. Nun ja, Alkohol und Zigaretten sind ja eh Teufelszeug.
Aber auch diese kleine private Notfallkalkulation ist schon ein paar Wochen alt. Und fast wäre sie völlig in Vergessenheit geraten, wenn nicht Bild.de am Sonntag mit dem inzwischen etwas betagten Thema aufmachte: "Bürger sollen Lebensmittel horten - Verbraucherministerin Renate Künast will die Deutschen auf Terroranschläge und Naturkatastrophen vorbereiten. Die Grünen-Politikerin ruft die Bürger im Internet dazu auf, einen Notvorrat an Lebensmitteln anzulegen!" Und das schlug ein wie eine Bombe: Bereits um 10 Uhr war die Seite Ernaehrungsvorsorge.de nicht mehr zu erreichen, weil offenbar Bild.de-Leser Frühaufsteher sind und vermutlich en masse neugierig auf die Seite klickten.
Das heißt: Wer am Montag Menschen sieht, die kartonweise Saure Gurken und Trockenobst nach Hause schleppen, der weiß dann genau, was diese Leute lesen. Und eine Netzseite, die offensichtlich nach einem "Bild"-Bericht gleich in die Knie geht, ist für den Katastrophen- oder Krisenfall doch wohl eher ungeeignet. Es sei denn, der "Bild"-Bericht ist bereits der Katastrophenfall.
Greets@JAck:pfct:
