Die geheimen Wünsche der Frauen!!!

  • Jane Campions Erotikthriller "In the Cut"

    Es gibt bestimmt Zuschauer, die nur aus einem einzigen Grund in "In the Cut" gehen - weil Meg Ryan hier mehrfach und ausgiebig nackt zu sehen ist. In Amerika machte der Film Skandal, war nur ein mäßiger Erfolg, weil manche nicht miterleben wollten, wie die bekannteste Zuckerschnute der Welt hier gründlichst mit ihrem braven Image aufräumt


    Fast 20 Jahre lang war die nun fast 43jährige Ryan fast ausnahmslos das süße "girl next door" vom Dienst. Mit "Schlaflos in Seattle" sie zum Star, "America's sweetheart" nannte man sie in ihrer besten Zeit: hübsch, aber nicht schön, nett aber nicht ironisch, sexy, aber immer sauber und nie gefährlich waren ihre Figuren und so verkörpert Ryan genau jene Form von Allerweltsattraktivität, mit der sie für zahllose junge Männer den Typ Frau darstellt, die sie schließlich heiraten und zur Mutter ihrer Kinder machen wollen.

    Nach "In the Cut" dürften sich die Phantasien wandeln. Weil Meg Ryan überdies, trotz der vielen vergessenen Durchschnittsfilmchen, in denen sie gespielt hat, eine hervorragende Darstellerin ist, ist die Besetzung der Hauptfigur in diesem Film ein guter Einfall von Jane Campion, zugleich einer, der dem Film eine ganz andere Richtung gibt, als wenn Nicole Kidman, lange gleichfalls für den begehrten Part im Gespräch, die Rolle übernommen hätte.

    Der Name der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion steht immer für besonderes Kino. "Ein Engel an meiner Tafel", "Das Piano" und die wundervolle Henry-James-Verfilmung "Portrait of a Lady" waren Welterfolge, zugleich alles andere als Kino-Mainstream. Weibliches Erwachsenwerden und Sexualität sind ihre Themen. Die hochgebildete Campion hält mit ihrer Intelligenz nicht hinterm Berg, sie versteht alles vom Kino, aber sie macht es den Zuschauern nie leichter als nötig, ist überzeugt, dass nicht immer der einfachste Weg der beste ist, und manche ästhetischen Erfahrungen nicht zum Nulltarif zu haben sind. Ihre Filme geben ihr recht. Es sind Werke für Cineasten, für Zuschauer, die Lust haben, sich auf etwas wirklich Ungewöhnliches einzulassen, Bilder zu sehen, die sie noch nie gesehen haben, eine bekannte Geschichte ganz anders erzählt zu bekommen.


    Sie ist Single und sucht Sex


    Campions neuer Film "In the Cut" ist ein Erotic-Thriller. Er basiert auf einem Buch der Krimi-Autorin Susanna Moore, die für ihre Vorliebe für das Serienkillerthema ebenso bekannt ist, wie dafür, ihre Geschichte betont aus Frauensicht zu erzählen. In einem ihrer Bücher beschreibt sie einen Mord sogar aus der Sicht des Opfers. Der Vorteil solcher erzählerischen Radikalität, der sich hier nun auch auf den Film überträgt, ist, dass man alles für möglich hält, halten muss, dass man den Erzählklischee und Wahrnehmungsgewohnheiten nicht vertrauen kann.


    Im Zentrum steht in diesem Fall die Highschool-Professorin Frannie (Meg Ryan). Sie ist Single, mag Sex, trifft aber nur auf Männer, die sie kalt lassen, und nicht befriedigen. Innige Gefühle verbindet sie nur mit ihrer Halbschwester Pauline (Jennifer Jason Leigh). Beide leben im New Yorker East Village, jenem Viertel, wo sich Professoren mit Studenten und Künstlern, aber auch Drogendealern, Gelegenheitsprostituierten, Straßengangstern und Illegalen mischen - was dem Leben einen gewissen Charme ebenso gibt, wie eine Aura der Gefahr. Gewalt, Sex und Obsession verschmelzen hier schon an der Oberfläche des Alltags, genauso aber im Kopf von Frannie, die ihre Studenten Seminararbeiten ebenso über Dantes Höllenszenen aus der "Göttlichen Komödie " schreiben lässt, wie über Slang und Serienmörder.

    Eines Tages beobachtet Frannie eher zufällig ein Paar beim Gelegenheitssex, doch das Bild des Mannes verfolgt sie weiter bis in ihre Träume. Kurz darauf glaubt sie ihn wiederzutreffen, es könnte James Malloy sein, jener Kommissar des Morddezernats, der in ihrem Viertel ermittelt. Malloy leugnet, dass es sich um ihn handelt, vernimmt dafür Frannie mehrfach als Zeugin, und die beiden beginnen eine Affäre, die durchtränkt ist von Leidenschaft und gegenseitigem Misstrauen. Denn je mehr sie sich kennenlernen, um so unklarer erscheint Malloy und irgendwann hat Frannie Grund zur Vermutung, der Polizist selbst könnte der Killer sein.


    Ungewaschene, irgendwie perverse Männer


    "Que sera, sera…" mehr als einmal hört man im Film das Lied, mit dem Doris Day berühmt wurde, die Darstellerin, die Inbegriff der "braven Hausfrau" und, ähnlich wie später Meg Ryan, des "Normalen" wurde. Campion mutet ihrer Heldin eine Fahrt in deren eigene Alpträume zu. Manchmal wirkt sie wie eine Schlafwandlerin, unter Drogen, ein Eindruck, der durch die düsteren, auch bewusst unklaren, nervösen, mit Schärfen und Überblendungen arbeitenden Bilder noch verstärkt wird. Erzählt wird auch mit Träumen, frühkindlichen Erinnerungen der Figuren, und vielen kleinen Zeichen, von denen die Bilder durchzogen sind, die zwar nur beiläufig zu sehen sind, aber immer einen tieferen Sinn haben. "In the Cut" setzt die Tradition des Film-Noir fort, spielt mit seinen bekannten Mythen - Nacht, Großstadt, Desintegration. Er ist originell, interessant und spannend sowieso. Immer wieder gelingen Campion bewegende Bilder der Traurigkeit, des Einsamseins.


    Zugleich hat der Film aber auch eine schwerblütige Note und gelegentlich wirkt er einfach nur verquast. Genutzt hätte es jedenfalls, wenn einen nicht immer wieder das Gefühl überkäme, dass hinter dem offenen - und sympathischen - Bruch mit der Political Correctness des Hollywood-Films doch nur eine andere Form der Political Correctness waltet, die der Frauenbewegung und der Philosophie des Dekonstruktivismus. Wenn nicht allzu sichtbar wäre, dass es "In the Cut" sich vor allem zu einem hohen Grad als akademische Abhandlung über "Die Frau im Serienkiller-Film" versteht. Wenn nicht durch viele, allzu viele Einstellungen durchschimmerte, dass Campion ihre Frauenfiguren in erster Linie als ein Symbol und erst in zweiter als lebendige Charaktere behandelt: Ein Symbol für die Unterdrückung des Weiblichen -jaja…-, die geheimen Wünsche der Frauen -ohoho!- und die Schwierigkeiten, die ihrer Erfüllung im Weg stehen - dochdoch… Und auch die Männer sind vor allem Repräsentanten ihrer Gattung: Selbst wenn sie Frauen nicht in jedem Fall den Kopf abschneiden - hey, auch irgendwie ein Symbol! -, sind sie immer verdächtig und kaum sympathisch. Sie reden in Obszönitäten, sind ungewaschen, und irgendwie pervers, manchmal auch verrückt. Dumm, dass man sie zumindest ab und zu noch braucht.

    Die letzte, eigentlich sehr schöne Einstellung nach einem Showdown, der einem Trash-C-Movie der Sechziger alle Ehre machen würde, ist verräterisch: Meg Ryan, dem Killer entronnen, kommt zu ihrem Lover zurück, den sie aus bestimmten Gründen Stunden zuvor an Handschellen an ein Heizungsrohr gekettet hat, und der mittlerweile stinkend in seiner eigenen Pisse liegt. Nun könnte sie ihn losmachen, doch stattdessen legt sie sich einfach zu ihm. Man weiß ja nie, wozu es gut ist, wenn Männer gefesselt sind.

    vIEL sPASS!!!

    Greets

    @JAck:chrz:

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    Lebt in der Liebe,wie auch Christus uns geliebt hat.
      

    [ Epheser. 5,2 ]

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