Amiga History, etwas anders erzählt von =RJ=Mical

  • Dieses ist die wahre Geschichte des Amiga. Sie wird erzählt von =RJ= Mical, einem Mann, der maßgeblich an den Entwicklungen des Amiga beteiligt war. Am Montag, den 2. März 1989 sprach =RJ= Mical vor einer Versammlung der Bostoner Computer-Gesellschaft in Cambridge. Aus dem über drei Stunden dauernden Vortrag, kann an dieser Stelle natürlich nur eine knappe Zusammenfassung gegeben werden. Enjoy ! Aufstieg und Fall der Amiga Computer Incorporated. Die frühen Tage: Die Geschichte der Amiga Computer Inc. begann seltsam genug, wie =RJ= be- richtete, mit der Idee von drei Doktoren aus Florida, die 7 Millionen Dollar zur Investition 'übrig' hatten. Sie dachten daran, ein Franchising-Geschäft zu eröffnen, wollten dann aber doch etwas aufregenderes probieren. Daher entschieden sie sich dazu, eine Computerfirma zu gründen "Ja, das ist es ! Eine Computerfirma ! Das ist unsere Fahrkarte !". Sie fanden Jay Miner, der zu dieser Zeit bei Atari (pfui bäh) arbeitete und Dave Morse, den Verkaufsmanager, den sie von Tonka-Toys wegholten. Vom Anfang an war ihre Idee, die ultimative Killer-Spiel-Maschine zu bauen. Das war es, und nicht mehr ! Auf der anderen Seite, hatten Jay Miner und die Techniker andere Ideen. Glücklicherweise konnten sie ihre Ideen vor dem oberen Management verbergen, so daß dieses auch weiterhin in dem Glauben war, eine ultimative Spiel-Maschine zu bekommen. Natürlich war der Markt 1982 sehr, sehr heiß für diese Art Maschinen. Den Namen bekamen sie aus dem Thesaurus; sie wollten den Gedanken der 'Freundlichkeit' implizieren, und Amiga war das erste Synonym dafür. Die Tatsache, daß Amiga lexikalisch vor Apple kommt, hat keinem wehgetan, sagte =RJ=. Bevor sie die erste Maschine ausliefern konnten, wollten sie sich natürlich auf dem Markt einen Namen machen und sich etablieren um Ver- triebswege aufzubauen. Dieses taten sie, indem sie Periferiegeräte und Software verkauften, deren Rechte sie von anderen Anbietern gekauft hatten. Darunter war auch ein Joyboard, eine Art Joystick, auf den man sich drauf- stellte und durch Körperbewegung die Schalter betätigte. Neben Anderem, hatten sie auch ein Ski-Spiel, welches sie mit dem Joyboard verkauften. Ein Spiel, welches sich die Leute von Amiga-Inc. selber ausgedacht hatten, war ein Zen-Meditations-Spiel, bei dem man auf dem Joyboard saß und versuchte, sich möglichst nicht zu bewegen. Dieses war die perfekte Entspannung von der Systementwicklung genauso wie von dem Ski-Spiel. Tatsächlich ist dieses der Ursprung des Begriffes GURU-MEDITATION; der einzige Weg, noch einigermaßen seinen Verstand zu bewahren wenn die Maschine pausenlos abstürzte, war regungslos auf dem Joyboard zu sitzen. Die Bosse versuchten das Entwickler- team dazu zu bringen, den Guru wieder aus dem System zu nehmen. Diese jedoch sträubten sich entschieden dagegen, solange, bis ihnen gestattet wurde, den Guru wieder einzubauen. Als =RJ= im Juli 1983 zu Amiga Computer kam, er war vorher bei Williams, war der Marktpreis für den Amiga mit $400 angesetzt. Genau richtig für eine Killer - Game - Maschine. Als =RJ= drei Wochen später den Vertrag unter- schrieb, war der Preis bei $600 angekommen und er kletterte schnell höher. Zum Teil kam das daher, daß die Maschine total aus dem Spiele-Markt heraus- fiel; Die Doktoren und die Manager wußten, daß sie mehr als nur eine weitere Spielkonsole überleben mußten. Zu diesem Zeitpunkt began die Voraussicht der Techniker, die angefangen bei einem Diskcontroler, über die Ports und Diskettenlaufwerke bis hin zur Tastatur (ja, der originale Original-Amiga hatte keine Tastatur) alles geplant hatten, sich auszuzahlen. Der Aufregende Teil der Amigaentwicklung, sozusagen, das Erwachsen-Werden, die magische Zeit des Verlusts der Unschuld und das Aussetzen gegenüber den Grausamkeiten der realen Welt, began, als man im Geheimen anfing Pläne zu machen, den Amiga auf der Winter-Consumers-Electronics-Show (CES) am 4. Januar 1984(?) auf dem Markt einzuführen. Das Erwachsen-Werden: Die Software wurde zehn Tage vor der CES fertiggestellt. Sie lief hervor- ragend auf den Simulatoren. Als die Hardware einige Tage später in Betrieb genommen wurde, entsprach die Software unglücklicherweise nicht den Simula- tionen. Diese Hardware war natürlich immer noch nicht in Silikon. In der Tat, waren die Custom-Chips große Platinen, die vertikal um die Zentral- einheit aufgebaut, und um mehrere Ecken, wie bei einer Cray miteinander verbunden waren. Jeder der drei Custom-Chips bestand aus einen gigantischen Turm und einem Meer von Kabeln. Nach =RJ=s Aussage erinnerte einen der Weg zum ersten Amiga, mit seinem antistatischen Bodenbelag und den antista- tischen Wänden, die gerade weit genug auseinander waren, daß eine Person Platz hatte, sowie die vielen Aufklebern an den Wänden "Ground Yourself", an den Altar irgendeines Technologie-Gottes. Nach fieberhafter Arbeit bis zur letzten Minute vor der Eröffnung der CES, fast jeder hatte auch Weihnachten gearbeitet, hatten sie einen funktion- ierenden Amiga, immer noch auf einer Anzahl von Platinen verteilt, in einem speziell dafür eingerichteten grauen Raum auf der Show, so daß sie private Demos zeigen konnten. Unglücklicherweise, wenn man mit dem Fahrstuhl in der Ausstellungshalle nach oben fuhr, konnte man von dort in den Raum sehen. =RJ= sagte, der Amiga war für ihn und auch für die meisten anderen, das schwerste Projekt, an dem er jemals gearbeitet hat. "Wir arbeiteten mit großer Hingebung ... meine liebste Erinnerung ist, wie sehr wir darauf achteten, was wir taten. Wir hatten etwas zu beweisen ... eine wahre Liebe dafür. Wir entwickelten unseren eigenen Familiensinn dort." Nach der ersten erfolgreichen Nacht auf der CES, hatten alle Verkaufsmanager Dollarzeichen in den Augen. Der Amiga war ein wahnsinniger Schlag, und das, obwohl sie ihn 'geheim' halten wollten. Daher lud das Management die Techiker zu einem italienischen Essen ein. Alle waren betrunken, als sie sich auf den Weg zurück zur Ausstellungshalle machten, um noch an einigen Demos zu arbeiten, schnell ein paar Fehler zu beseitigen, Sachen, die nicht funktionierten zu überarbeiten und so weiter. Auf der CES arbeitete jeder 20 Stunden am Tag, also eigentlich immer, außer wenn sie schliefen oder aßen. =RJ= und Dale Luck waren als 'Dancing Fools' bekannt, weil sie wirklich laute Musik hörten und herumtanzten, um sich während der Compilierzeiten wach zu halten. Spät in der Nacht legten Dale und =RJ= in ihrem Alkoholrausch letzte Hand an etwas, was eine bahnbrechende Demo auf dem Amiga werden sollte: Boing! Und Hiermit ist die wahre Geschichte erzählt. Geld-Probleme: Nach der CES war die Amiga Inc. fast pleite und hoch verschuldet. Es hatte etwas mehr gekostet als die ursprünglichen 7 Millionen um den Amiga dahin zu bringen, wo er war, und es würde noch wesentlich mehr Zeit und Geld ge- braucht, um ihn auf den Markt zu bringen. Unglücklicherweise wollten die Doktoren aussteigen und nicht weiter investieren. Daher mußte Geld von Außen kommen und das schnell. Für kurze Zeit konnte Dave Morse, der für die Finanzen zuständig war, die Angelegenheiten noch regeln, und obwohl sie bereits mit 11 Millionen Dollar in der Kreide standen, konnten sie die am längsten fälligen Verbindlich- keiten bezahlen, so daß sie knapp am Konkurs vorbei kamen. Sie kratzten genug Geld zusammen, um den Amiga auf die Juni-CES zu bekommen. Diesmal hatten sie echte arbeitende Chips. Die Besucher schauten unter den Ausstellungstisch und fragten "Wo steht den der Computer wirklich, der diese Bilder ausgibt ??" Jetzt begann das Geld zu fließen, und es entstand ein echtes Interesse an dem Medium. Wie bei den meisten kleinen Firmen wurde das Geld ausgegeben, sobald es zur Tür reinkam. Es wurden mehr Leute angestellt; Hardware-Leute un das Design zu optimieren und die Kosten zu verringern und Software-Leute um das OS fertigzustellen. Trotzdem, daß jetzt Geld herein kam, welches gerade dazu ausreichte, um den Bankrott zu verhindern, waren sie fast pleite und wurden es jeden Tag mehr. Wieviel würde genug sein ? =RJ= sagte, wenn er noch einmal von Vorn anfangen müßte, würde er etwa 49 Millionen Dollar benötigen, um die Maschine von der Idee bis auf den Markt zu bringen. Selbstverständlich hatte Amiga Inc. nicht einmal annähernd so viel, und sie spürten diese Einschränkung. Jeder schnallte den Gürtel enger und sparte irgendwie. Irgendwann waren sie so pleite, daß sie die Löhne nicht mehr zahlen konnten. Dave Morse nahm eine zweite Hypothek auf sein Haus auf, um diese Kosten abdecken zu können, aber das war immer noch nicht genug. Sie wußten, daß sie untergingen, und wenn sie nicht schnell jemanden finden konnten, der sie aufkauft, müßten sie sich sehr bald nach neuen Jobs um- schauen. Sie sprachen mit Sony, Apple, Phillips und HP, Silicon Graphics (die wollten aber nur die Chips) und sogar Sears. Zum Schluß sprachen sie mit Atari (Buh ! Pfui ! { Das Publikum buhte wegen Jack Tramiel ! }). =RJ= versuchte diskret zu sein, und sein einziger Kommentar zu Jack Tramiel war (und es dauerte eine Weile, bis er die Formulierung hatte): "Ein inter- essantes Produkt des kapitalistischen Systems. " Tramiel wurde mit den Worten zitiert "Buisiness ist Krieg." Tramiel hatte vor Kurzem Commodore in Feindschaft verlassen, und kaufte 'verdeckt' Atari. Als Tramiel von Commodore ging, war er bereits Boss bei Atari. Tramiel wußte, das Commodore mit einer eigenen neuen Spiel-Maschine raus- kommen wollte und sah eine Change für seine Rache an ihnen, indem er Amiga Inc. aufkaufte um mit 'seinem' Superprodukt Commodore zu schädigen. Daher gab Atari eine halbe Million um die laufenden Kosten für einen Monat abzu- decken; das Geld war an einem Tag weg. Natürlich sah Tramiel, daß Amiga Inc. in einer sehr schlechten Position war; um es genau zu sagen: falls sie nicht gekauft werden, sind sie auf der Straße. Daher bot er 98 Cents pro Aktie; Dave Morse forderte 2 Dollar. Anstatt sich zu einigen, ging Atari jedesmal ein Bischen runter, wenn Morse versuchte, ihnen auf halben Wege entgegen zu kommen. Gut, 1.50 Dollar pro Anteil. Nein. Wir denken, daß wir ihnen 80 Cents geben. Wie wär's mit 1.25 Dollar ? 70 Cents." Und so weiter. Selbst Dave Morse, der am festesten an das Konzept glaubte, welches der Amiga darstellte, die Leitfigur die Jeden aufrichtete, wenn er den Raum betrat, wurde depressiv. Es wurde finster und die Sache sah schlecht aus. Dann, drei Tage bevor die Monatsabrechnung fällig war, rief Commodore an. Zwei tage später kauften sie Amiga Inc. für 4.25 Dollar pro Anteil. Sie boten 4 Dollar, aber Dave Morse bekam sie herum indem er sagte, das daß nicht akzeptabel für seine Angestellten wäre; gerade als er im Begriff war, sich auf dem Absatz umzudrehen, boten sie 4.25 Dollar. Er unterschrieb sofort. Die Jahre bei Commodore: Commodore gab ihnen 27 Millionen für die Entwicklung; sie hatten noch nie soviel Geld auf einem Haufen gesehen. Sie gingen sofort los und kauften für jeden Softwareentwickler eine SUN-Workstation mit Ethernet und allem Drum und Dran. Die Euphorie war wieder da. Commodore hatte für den Amiga viele gute Sachen getan; nicht nur, daß sie die Kosten senkten, ohne dabei die Funktionalität einzuschränken, sie sahen den Amiga auch als Business-Computer. Dieses war ein ganz anderer Ansatz- punkt als der, den zuvor die Amiga-Inc. hatte. Aufgrund dieser Philosophie, entwickelten sie ein besseres Keyboard, sowie eine Anzahl anderer Verbes- serungen, die =RJ= aber nicht im Einzelnen aufführte. Was hätte Commodore ihnen noch geben können, was sie aber nicht taten ? Eine Sache, die =RJ= sich am meisten gewünscht hätte, waren weitere 18 Monate Entwicklungszeit. Leider war Commodore aber auch nicht ausgesprochen reich zu diesem Zeitpunkt, daher mußten sie ihr Produkt so schnell wie möglich auf den Markt bringen. Ebenfalls hätte man in dieser Zeit das Produkt vermarkten können. Wenn =RJ= die zusäzlichen 18 Monate bekommen hätte, hätte er aus Intuition ein Device gemacht anstatt zu einer Library; er hätte es außerdem mit wesentlich weniger Fehlern herausbringen können. Die Zukunft: =RJ='s Rat an alle A 1000 Besitzer: "Behaltet, was ihr habt. Es macht keinen Sinn, einen anderen Amiga zu kaufen. Der A 1000 ist wirklich die bessere Maschine." Dieses deutet möglicherweise =RJ='s Frust an, da der Amiga 2000 in Braun- schweig gebaut wurde, während die A2000 Version, welche in Los Gatos ent- wickelt wurde, zu Gunsten der Braunschweiger Ausführung verworfen wurde. Der Los Gatos A2000 wäre wahrscheinlich die bessere Maschine gewesen. Das Commodore Management hat aber dagegen gestimmt, weil Braunschweig eine schnellere Entwicklung versprach (und sie waren auch wesentlich schneller, als Los Gatos gewesen wäre) sowie größtmögliche Kostenminimierung, was ihre Spezialität war. Los Gatos wollte einen Traumcomputer, mit verschwenderisch vergrößerter Erweiterbarkeit, und ausgedehnten Kapazitäten in jeder Facette der Maschine. Die grausamen finanziellen Tatsachen aber, drängten Commodore dazu, der Business Computer Group den Zuschlag zu geben, die dann ebenfalls das Sidecar in Braunschweig entwickelten, und das schnell und billig. Daher feuerten sie, Einen nach dem Anderen, fast die halbe Belegschaft in Los Gatos. Und das, beendete =RJ= seine Rede, war der Aufstieg und der Fall von Amiga Computer Inc. Die Zukunft des Amiga ist nun in den Händen von Westchester und Braunschweig, und wer weiß, in welche Richtung sich die Entwicklung bewegt ?

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