Handyintros 4k sind genug, Interview mit Andreas "Shadow" Gustafsson

  • Die Demoszene ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Aber Intros für Handys mit nur vier Kilobyte Umfang zu erstellen ist eine Leistung, die man schlichtweg anerkennen muss. An diesem Punkt bringen alle Tricks und Kniffe nichts, um dem tragbaren Gerät mithilfe von Java optisch eindrucksvolle aber technisch simple Effekte zu entlocken. Wir haben uns mit dem schwedischen Programmierer Andreas Gustafsson unterhalten, der als Shadow der Gruppe Noice auf Handys die weltweit ersten 4k Intros per J2ME realisieren konnte.
    In der ersten Ausgabe vom Printmagazin SCEEN stellte uns der portugiesische Pouet.net Administrator Filipe "ps" Cruz den Mobilfunk als die Demoplattform des 21. Jahrhunderts vor. Die alten wie gigantisch großen Knochen der frühen 1990er Jahre hatten sich im Laufe der Jahre in kleine, handliche und extrem moderne Geräte verwandelt. Die technisch ausgereiften Vertreter wurden mit ausreichend Prozessorpower ausgestattet, können MP3s abspielen, zudem steht für das Display eine große Auflösung und sehr viele Farben zur Verfügung.

    Für Demos geradezu optimale Bedingungen. Und wie könnte man diese besser unters Volk bringen, als mit einem tragbaren Gerät, das eh jeder besitzt? In Europa existieren in den meisten Ländern mittlerweile deutlich mehr Handys als Festnetzanschlüsse. Jeder, alt wie jung ist damit ausgestattet. Warum sind diese kostenlosen Kunstwerke in Zeiten, wo jeder Klingelton und jedes Hintergrundbildchen enorm viel Geld kostet, nicht weitaus populärer? Wir haben den schwedischen Programmierer Shadow von Noice auch diesbezüglich befragt. Ghandy: Hallo Shadow, vielleicht stellst du dich den Lesern erst mal vor.
    Shadow: Mein Name ist Andreas Gustafsson, aber in der Szene bin ich bekannt als Shadow, teilweise abgekürzt als Sdw von Noice. Ich bin 31 Jahre alt, lebe in Schweden, Single und keine Kinder. Wie sonst sollte ich so viel Zeit für Demos auf einer derart abgefahrenen Plattform erübrigen können? Meine Hobbys neben Computern ist es, mir Filme anzuschauen und Basketball zu spielen.


    Ghandy: Wie kam es zu deiner Teilnahme in der Demoszene? Warum ausgerechnet hier in diesem speziellen Sektor, was reizt dich daran? Shadow: Mein Interesse wurde geweckt, als ich zwölf Jahre alt war und einen C64 bekam. Die Crackintros haben mich mehr und mehr fasziniert, später lernte ich auch die Demos kennen. Ich wollte so etwas unbedingt selber machen können. So kam es, dass ich Assembler lernte und unter dem Namen Mega-Master in der C64 Szene aktiv war. Zunächst war ich in der Gruppe, die sich Demons nannte, später bei Triad. Schließlich trat ich Noice bei und änderte gleichzeitig mein Pseudonym in Shadow. Während der 1990er wechselte ich erst zum Amiga, später zum PC. Der Aufwand ein komplettes PC Demo zu machen erschien mir zu groß, deswegen wanderte ich zu Plattformen ab, die nicht so ausgereift sind, um dort meine Oldschool Programmier Kenntnisse anwenden zu können. So begann ich Demos für den TI-83 Taschenrechner und später auch für Mobiltelefone. Der Anreiz für mich ist dabei, dass es hier mehr um den Code selbst als um andere Inhalte wie Grafiken, Texturen, 3D Modelle, das Design oder Tools für die Koordination des Ablaufs, Konverter etc. geht. Diesen Weg gehen aktuell die PC Demos.
    Ghandy: Bitte erkläre uns: Was sind deine Favoriten auf den Handys und warum? Natürlich kannst du auch gerne Demos oder Intros auf anderen Plattformen nennen.
    Shadow: Gegenwärtig gibt es nicht so viele Demos auf tragbaren Geräten. Aber es gab einige sehr gute Sachen auf der S60 Plattform, zum Beispiel von Matt Current. Wert erwähnt zu werden ist ebenfalls "gforce 2001" von Pygmy projects, das waren echte Pioniere in diesem Bereich, selbst wenn der Nokia Communicator mehr wie ein tragbarer Computer als wie ein Telefon wirkt ...
    Ghandy: Grundsätzlich unterscheidet man auf Handys die Demos in zwei Sparten: Solche, die mit J2ME (Java Platform, Micro Edition) erstellt wurden und solche, die mithilfe von C oder einem Assembler kreiert wurden. Welche Lösung bevorzugst du und warum?
    Shadow: Meine Demos sind alle in J2ME gemacht, weil dies auf den meisten Geräten vorinstalliert ist. So gut wie alle Handys unterstützen J2ME in der einen oder anderen Form. Anderenfalls brauchst du Symbian OS für den Fall, dass du dein Demo auf C basierst. Das ist aber nicht so häufig installiert. Naja, dann gibt es noch die dritte Variante mit Windows Mobile aber davon habe ich weniger Ahnung. Zudem ist das nicht so oft vorhanden wie Symbian OS oder gar J2ME.

    Ghandy: Warum laufen so viele Demos nicht auf fremden Geräten? Warum kommt deren Timing oder Synchronisation durcheinander? Haben sie keinen guten Startup Code, der sicherstellen würde, dass das Demo auf allen Geräten gleich ablaufen würde, egal wie dessen Spezifikationen aussehen? Ich habe von zahlreichen Problemen gehört, wenn Produktionen nicht exakt auf dem Gerät ausgeführt werden, auf dem sie programmiert wurden.


    Shadow: Das Problem mit J2ME (Java) ist, dass jeder Hersteller die Spezifikationen von Sun nur sehr nachlässig verfolgt. Im Laufe der Zeit hat sich das etwas gebessert aber die Geräte verhalten sich noch immer sehr unterschiedlich. Zum Beispiel: Wenn du Musik abspielen willst, kommt es auf das jeweilige Telefon an, ab welchem Moment auf dem Gerät tatsächlich die Musik einsetzt. Das macht es fast unmöglich, dass etwas überall korrekt läuft, ohne dass man exakt das gleiche Handy benutzt. Am Ende programmierst du etwas, dass eigentlich überall gleich oder zubindest so ähnlich wie möglich laufen sollte. In Wirklichkeit klappt das aber nie. So sieht es in der Welt von J2ME leider aus.
    Ghandy: Dieses Problem macht es schwierig der Öffentlichkeit eine professional agierende Demoszene zu präsentieren. Was denkst du generell über die Szene auf den Handys? Ich selbst habe zahlreiche Videocaptures von Demos gesehen. Wenn ich ehrlich bin, die meisten davon haben mich aber nicht wirklich beeindruckt.
    Shadow: Ja, ich gebe zu, so richtig geht es noch nicht ab im Bereich Mobiles. Aber aufgrund der aktuellen Entwicklung der J2ME Plattform gibt es dort viel Potenzial. Die Zeit wird zeigen, ob die Teams wirklich die Handys ausreizen werden. Insgesamt gibt es ja wirklich sehr viele Geräte, auf denen man Demos machen kann und dementsprechend verteilt sich das alles ziemlich.


    Quelle:http://www.gulli.com


    Gr33ts


    @Jacki:eng-1:

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    Lebt in der Liebe,wie auch Christus uns geliebt hat.
      

    [ Epheser. 5,2 ]

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