iPod als neue Demoplattform

  • [Quelle : Gulli.com]

    Schon immer gab es Personen, die völlig ungewöhnliche Geräte für ihre Zwecke gebrauchten, um auf ihnen Demos zu erstellen und diese präsentieren zu können. SHizZLE von der Gruppe Team Pokeme läuft zum Beispiel auf einem Pokemon Mini. Nintendos kleinste Spielkonsole der Welt aus dem Jahr 2001 ist ein tragbares System mit winzigem Display in schwarz-weiß, integrierter Uhr, Vibrationseffekt, Infrarotschnittstelle und einem Shock-Sensor. Die Spieleentwickler vom Team Pokeme mussten für ihre Arbeit in mühsamer Kleinstarbeit erst selbst herausfinden, wie man dieses Gerät überhaupt ansteuern und programmieren kann - eine Anleitung dafür sucht man im Netz vergebens.


    Ganz so extrem ist es beim iPod von Apple nicht, aber vom Erscheinen dieser Hardware bis zum ersten Demo hat es trotzdem vier Jahre gedauert. Premiere: Im September 2005 hat die Gruppe Hooy-Programm mit Mitgliedern aus Russland, Polen und der Tschechischen Republik das erste Demo für einen iPod veröffentlicht, dass es je gab. Yerzmey, Gasman und Co. sind eigentlich auf die Erstellung von Demos auf dem Retrocomputer ZX Spectrum spezialisiert. Podfather wurde auf der britischen Party Sundown gezeigt, es läuft aber nur auf Geräten der älteren iPod-Generation mit monochromem Display. Mittlerweile sind nach der Veröffentlichung der Sources auch diverse Umsetzungen für Windows, Flash, OS X und Gameparks Handheld GP32 aus Korea erschienen. Ein Video steht interessierten Lesern ebenfalls zur Verfügung.

    Im Sommer 2006 trafen wir die Grafikerin Gabi und den Programmierer KeyJ auf einem der Leipzig Scene Meetings. KeyJ alias Martin Fiedler zeigte uns stolz seine ersten Gehversuche auf seinem modernen iPod Nano. Zu einem entliehenen MP3 eines fremden Musikers wurden immerhin mit 30 Bildern pro Sekunde ein paar Effekte in Echtzeit präsentiert. Im August letzten Jahres wurde sein komplettes Demo "Nano" mit viel Erfolg auf der Demoparty Evoke in Köln vorgestellt. Er hatte seinen eigenen Zeitplan bezüglich dieses Projektes einhalten und die Arbeiten daran vor Beginn der Party abschließen können. Wir haben uns mit dem Informatiker Martin Fiedler über sein Werk ausführlich unterhalten. Er erklärt uns auch wie man den iPod ohne den Einsatz von iTunes benutzen und ihn nach Belieben umkonfigurieren kann. In der Ausgabe vom Dezember 2006 wurde im Magazin "iPod & more" von falkemedia bereits ein vergleichbares Interview mit den Machern von Nano veröffentlicht.


    Was hat Dich an der Idee gereizt, für das iPod Nano ein Demo zu erstellen?

    Einer der Hintergedanken beim Kauf des nano war von Anfang an, das Gerät zu "hacken" -- allerdings nicht im Sinne von Demos, sondern mir ging es zunächst nur darum, den iPod ohne iTunes nutzbar zu machen. Dies ist mir mit dem Programm "reTune" auch gelungen. Erst vor einem halben Jahr, als ich die ersten Berichte las, dass iPodLinux nun auch auf nanos lauffähig und benutzbar ist, erwachte das Interesse. Die Installation von Linux selbst geschah dann schon unter dem festen Vorsatz, eine Demo für das Gerät zu schreiben. Warum? Ganz einfach: Weil es geht. Die Demoszene dreht sich im Grunde nur darum, das Machbare auszuloten. Wenn es also machbar ist, 3D-Grafik in Echtzeit auf dem iPod darzustellen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das auch wirklich jemand umsetzt.

    Zur Erklärung: Das kostenlose Programm reTune untersucht nach der Installation beim so genannten "Freezing" die komplette Festplatte des Gerätes nach allen abspielbaren Dateien und erstellt eine Musikdatenbank inklusive aller ID3-Tags. Danach bereitet er die vorhandenen Lieder entsprechend auf, um diese auch ohne die iTunes-Software auffindbar zu machen. Eher seltene OGG-Dateien werden automatisch in MP3s konvertiert. Am Einbau der "Balanced Shuffle" Playlist und der Unterstützung vom Photo Album wird noch gearbeitet. Die Covers der Musiktitel sind aber einsehbar. Das Abspielen von Dateien in Form als AAC, iTMS, Audible oder Wavefiles ist noch nicht möglich.

    Der Vorgang des "Freezings" lässt sich auch wieder umkehren, sofern man zum normalen iPod-Filesystem zurückkehren möchte. Das letzte Update auf Version 0.3.0 ist vor rund vier Wochen erschienen und kann kostenlos von der Website herunter geladen werden. Martin Fiedler selbst hat auf der offiziellen Homepage von reTune mehrere Schritt für Schritt Anleitungen für mehr oder weniger ungeduldige User in der englischen Sprache veröffentlicht.


    Wie schwer ist es diese Hardware zu bedienen, beziehungsweise sich in die entsprechende Materie einzuarbeiten?

    Der iPod ist eine sehr angenehme Plattform, was Hacks und Experimente angeht. Das fängt damit an, dass man im Gegensatz z.B. zu Spielekonsolen keine Hardware-Modifikationen vornehmen muss, um selbstgeschriebene Software laufen zu lassen. Auch auf Software-Seite hat Apple praktisch keine Barrieren in den Weg gelegt, außerdem ist es nahezu unmöglich, sich das Gerät "kaputtzuflashen", wenn man andere Betriebssysteme ausprobiert. Das ist alles andere als selbstverständlich.

    Aber um auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Die Einarbeitungszeit in die Materie "Softwareentwicklung auf dem iPod" ist recht überschaubar, wenn man schon ein wenig Erfahrung mit Linux, hardwarenaher Programmierung und Embedded-Systemen hat. Die wesentlichen Codeteile zur Ansteuerung der iPod-Hardware (Display und Sound) hatte ich in ca. einer halben Woche fertig. Alles weitere war dann relativ gewöhnliche Demo-Programmierung, also Effekte schreiben, testen, und zur Demo zusammensetzen.

    Lest alles HIER :

    http://www.gulli.com/news/the-makin…als-2007-06-02/

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