Mutmaßlicher Kofferbombenleger im Libanon festgenommen

  • Karlsruhe/Köln (ddp). Dreieinhalb Wochen nach dem Fund der Kofferbomben in zwei Regionalzügen ist auch der zweite mutmaßliche Täter gefasst

    Karlsruhe/Köln (ddp). Dreieinhalb Wochen nach dem Fund der Kofferbomben in zwei Regionalzügen ist auch der zweite mutmaßliche Täter gefasst. Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Jihad Hamad habe sich am Donnerstagmorgen in der libanesischen Küstenstadt Tripoli der Polizei gestellt, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Offenbar habe der starke Fahndungsdruck den 20-jährigen Mann zur Aufgabe bewegt.

    Nach Informationen des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira wurde Hamad dagegen nach einen Hinweis von Interpol festgenommen. Nach

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    dem 20-Jährigen sei bereits seit einer Woche intensiv im Nordlibanon gefahndet worden, berichtete der Sender am selben Tag auf seiner Internetseite. Bereits am Mittwoch sei das Haus der Familie Hamad in der Stadt Akkar durchsucht worden. Dort hätten die Ermittler allerdings nur den Vater des Gesuchten angetroffen, der keine Angaben zum Aufenthaltsort seines Sohnes gemacht habe. Später sei es gelungen, Jihad Hamad nach Tripoli zu locken, wo er am Donnerstag festgenommen wurde, berichtete Al-Dschasira unter Hinweis auf libanesische Polizeibeamte.
    Die Bundesanwaltschaft will nun über ein Rechtshilfeersuchen eine Auslieferung des Terrorverdächtigen erreichen. Bundesanwalt Rainer Griesbaum kündigte an, dass noch am Abend ein Vertreter der Bundesanwaltschaft und mehrere Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) in die libanesische Hauptstadt reisen sollten. Dort solle mit den Behörden sowohl über eine Auslieferung als auch über eine Vernehmung des Mannes und mögliche Ermittlungen im Libanon beraten werden.

    Zwischen dem Libanon und der Bundesrepublik besteht kein Auslieferungsvertrag. Eine Auslieferung des Festgenommenen müsste auf diplomatischem Weg geschehen. Griesbaum zeigte sich zuversichtlich, dass dies gelingen werde. Eine zeitliche Prognose gab er nicht ab. Grundsätzlich lobte er die Zusammenarbeit mit den libanesischen Behörden.

    Jihad Hamad hatte zuletzt in Köln gelebt. Dort soll er mit dem bereits am Samstag in Kiel festgenommenen Youssef Mohamad E.H. die zwei Bomben gebaut haben, die am 31. Juli in Regionalzügen in Nordrhein-Westfalen explodieren sollten. Die Sprengsätze detonierten nicht, weil den Attentätern Fehler beim Zusammenbau unterlaufen waren.

    Bei der Durchsuchung der Kölner Wohnung von Jihad Hamad wurde den Angaben zufolge DNA-Material sichergestellt. Auch seien Quittungen für zwei Gasflaschen sowie Kabelteile und Klebeband gefunden worden. Ob das Material für die Bomben verwendet wurde, werde noch geklärt.

    Nach Informationen der Nachrichtenagentur ddp sitzt Youssef Mohamad E.H. in Berlin-Moabit in Untersuchungshaft und wird in der Berliner BKA-Außenstelle vernommen. Die Fahndung nach weiteren bislang noch unbekannten Mitgliedern einer terroristischen Vereinigung dauert laut Bundesanwaltschaft an. Man gehe davon aus, dass eine solche Gruppierung existiere, auch wenn sie nicht namentlich bekannt sei.

    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich zufrieden zur Festnahme des zweiten mutmaßlichen Kofferbombenlegers. «Für alle ist das eine sehr große Erleichterung», sagte Merkel in Berlin. Zugleich warnte sie davor, alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen. Die muslimischen Verbände hätten sich klar von solchen terroristischen Aktivitäten distanziert.

    (ddp)

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