was wußte die alte Regierung?

  • Von Ute-Marion Schnurrer

    Berlin - Die Uhr an seinem Handgelenk war auffällig. Zumindest so sehr, dass sich Khaled el Masri heute noch genau daran erinnert. Der Mann, der im Mai 2004 plötzlich in der Zelle El Masris in Afghanistan auftauchte, hatte die gleiche Uhr am Handgelenk wie alle anderen. Er nannte sich "Sam" und hatte nach Angaben des Deutsch-Libanesen einen norddeutschen Akzent - alles andere ist bislang geheimnisumwoben.


    Ob die Uhr ein Indiz ist, dass "Sam" ebenfalls zum amerikanischen Geheimdienst CIA gehört - El Masris Anwalt Manfred Gnjidic weiß das nicht. "Könnte sein", sagt er am Sonntag. Doch auch ganz andere Szenarien seien denkbar. Seit "Sam" nun in Medienberichten aufgetaucht ist, gibt es zunehmend Spekulationen über eine deutsche Beteiligung am Entführungsfall El Masri - die von offiziellen Stellen schnellstens und höchst unwirsch zurückgewiesen werden.

    "Sam" tauchte kurz vor Masris Freilassung auf

    Wer ist nun der ominöse "Sam"? "Er ist kurz vor der Freilassung El Masris aufgetaucht", sagt der Anwalt. Wenn Gnjidic über die Vernehmung des Deutschen durch "Sam" erzählt, könnte es sich auch um ein Plauderstündchen in einem Café gehandelt haben - wäre da nicht das erschreckende Umfeld eines afghanischen Gefängnisses gewesen.

    "Sam" hielt stets "Rücksprache" mit Deutschland

    Denn "Sam" - so erzählt der Anwalt - wollte zwar viele Details aus dem Leben El Masris in Ulm und Neu-Ulm wissen. Überhaupt seien etwa 75 Prozent der Fragen "regional" gewesen. Aber mit "Sam" habe El Masri auch über besonders gute Angebote im Großmarkt "Metro" gesprochen. Nicht nur El Masris Frau kauft dort gerne ihren Fisch - sondern wohl auch "Sam". "Sam" habe immer wieder Bezug zu Deutschland hergestellt. "Einmal sagte er, er müsse Rücksprache mit Deutschland halten", sagt der Anwalt. Später dann: "Wir haben einen neuen Bundespräsidenten" - "Sam" meinte damit Horst Köhler.

    Statt CIA- doch BND-Mitarbeiter?

    Also doch kein CIA-Mitarbeiter? Deutscher Geheimdienst? Der Anwalt weiß es nicht. Doch sein Mandant könnte den Mann, der 14 Tage vor seiner Freilassung erschien, wahrscheinlich identifizieren. "Er hat sich El Masri unverhüllt gezeigt." Die Bundesregierung dürfte El Masri aber wohl kaum Fotos von ihren Geheimdienstmitarbeitern vorlegen.

    Nach seinem Auftauchen bessere Behandlung

    Eines steht auf jeden Fall fest. "Sam" kam - und El Masri wurde sofort anders behandelt. "Besser, anständiger", sagt der Anwalt. Er sei freundlich gewesen, habe zwar El Masris Fragen - ob er er von einer deutschen Behörde komme, ob Deutschland und seine Frau über sein Verschwinden Bescheid wüssten - nicht beantworten wollen, aber er habe dem Verschleppten angeboten, ihm Dinge mitzubringen, die er dringend brauche.

    "Retter in der Not"?

    "Sam" als Abgesandter der Bundesregierung? Als Retter in der Not? Hat ihn die Regierung ausgeschickt, um El Masri zu befreien? Um Folterungen zu verhindern? Auch das weiß der Anwalt nicht. "Sam" hat dem Verschleppten jedenfalls genutzt - und die Freilassung kam 14 Tage nach dem Besuch des geheimnisvollen Fremden.

    "Wir wollen wissen, wer Sam ist", sagt der Anwalt. Vielleicht bringen die Berichte der Bundesregierung, die in der kommenden Woche dem Parlamentarischen Kontrollgremium vorgelegt werden sollen, auch darüber Klarheit.

    Immer mehr Fragen tauchen auf

    Nach der Einreichung der Klage in den USA unter anderem gegen den ehemaligen CIA-Direktor George Tenet geht es für den Anwalt und seinen Mandanten weiter und weiter: "Die nächste Frage, die wir beantwortet haben wollen, geht an Mazedonien", sagt Gnjidic. Es sei völlig unklar, warum Mazedonien Deutschland nicht in Kenntnis gesetzt hat, dass ein Deutscher verschleppt wurde. (dpa)

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  • Gewußt hat auf jeden Fall einer was! Und selbst wenn, sie hätten dem kerl seine Geschichte im groben bestätigen können. Denn das Innenministerium, sprich Schilly, wußte ab einem gewissen Zeitpunkt von der Sache!:agr-1:

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