'Killerspiele' im politischen Rampenlicht

  • 'Killerspiele' im politischen Rampenlicht


    Unions-Politiker uneins über zusätzliche Verbotsregeln
    Der von der Union und SPD geschlossene Koalitionsvertrag hat Fachpresse, Wirtschaft und Politiker insbesondere in einem Programmpunkt überrascht - das Verbot von Killerspielen solle diskutiert werden. Dass dabei innerhalb der einzelnen Parteien unterschiedliche Meinungen in Bezug auf geltende Jugendschutz-Maßnahmen bestehen, zeigen die Aussagen verschiedener Politiker, die sich mittlerweile öffentlich geäußert haben.

    Maria Böhmer (CDU)

    Für ein "Verbot von Killerspielen" macht sich die CDU-Politikerin Maria Böhmer stark. Sie drängt darauf, den Jugenschutz im Hinblick auf die technische Entwicklung immer wieder zu überprüfen, um nicht in die Situation zu kommen, "dass wir nur noch reagieren können", so Böhmer im Interview mit dem Deutschlandradio. Dass Verbote dabei direkt weiterhelfen, zweifelt Böhmer zwar an, da Jugendliche untereinander die Computerspiele austauschen, sie sieht ein rechtliches Verbot aber als das Aufzeigen einer klaren Grenze. Neben Verboten sei aber vor allem eine präventive Arbeit in Schulen und auch Kindergärten notwendig, um Jugendliche auf den Umgang mit Medien vorzubereiten.

    Unter "Killerspielen" versteht die CDU-Politikerin dabei Spiele, bei denen es darum geht, möglichst alles zu zerstören. Dadurch werde Gewalt eingeübt, so Böhmer gegenüber dem Deutschlandradio. Argumente, dass die Spiele Schnelligkeit und strategisches Denken verlangen würden, lässt sie nicht gelten, dafür gebe es auch andere Darstellungsformen. Die Diskussion über Killerspiele sei dabei mindestens genauso wichtig wie eine rechtliche Überprüfung und eine Verbotsregelung.

    Böhmer hebt darauf ab, dass sich durch entsprechende Gewaltdarstellungen die Hemmschwelle im alltäglichen Umgang miteinander verschieben könne, was möglicherweise zu einer Abstumpfung und zur Toleranz von Gewalt im ganz alltäglichen Umgang führe. Diese Entwicklungen müsse man im Blick haben, nicht nur die spektakulären und schrecklichen Einzelfälle, so Böhmer in dem Interview.

    Das NRW-Landtagsmitglied Thomas Jarzombek, seines Zeichens Beauftragter der CDU-Fraktion für Neue Medien, vertritt einen anderen Standpunkt: "Die Äußerungen mancher Kollegen in den letzten Tagen machen mich sehr nachdenklich. Es ist absurd, dass Verbote von Spielen gefordert werden, die bereits vor Marktstart mit dem Rating USK 18 (ab 18 Jahre freigegeben) belegt oder gleich indiziert wurden.

    Thomas Jarzombek (CDU)

    Die Mechanismen des Jugendschutzes würden hervorragend funktionieren und sollten nicht immer wieder in Frage gestellt werden, so Jarzombek in einer Pressemitteilung. Gerade die Games-Branche hat seiner Einschätzung zufolge den Jugendschutz "hervorragend organisiert und sollte dafür auch Lob empfangen". Bereits vor dem Marktstart werde jedes Spiel durch die freiwillige Selbstkontrolle USK bewertet und mit strengen Ratings versehen. Eine solche Regelung wäre in anderen Feldern des Jugendschutzes sehr wünschenswert, wo jugendgefährdende Inhalte teilweise erst Monate nach Erscheinen bewertet und aus dem Verkehr gezogen werden, so der CDU-Politiker weiter.

    Darüber hinaus habe der Bund mit der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) selbst eine starke Kontrollinstanz; die Länder haben erst im vorletzten Jahr mit der KJM (Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten) einen weiteren Schutzmechanismus geschaffen, der sich zurzeit sehr gut bewähre.

    "Dass trotzdem USK-18-Spiele in vielen Kinderzimmern zu finden sind, zeugt von der begrenzten Wirksamkeit von Verboten", so Jarzombek. "Auch ein Totalverbot wird an der Situation nichts ändern. Die meisten Gewaltspiele werden nicht verkauft, sondern illegal kopiert - entweder auf dem Schulhof oder über das Internet."

    Handlungsbedarf sieht deshalb auch Jarzombek, allerdings in einem ganz anderen Bereich: Die Gewaltbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen werde da geschürt, wo Kinder sich selbst am Computer überlassen werden und niemand da ist, der die im Spiel entstandenen Emotionen auffängt. Laut einer Studie der Uni Bielefeld hätten 86,5 Prozent aller Mütter und 70,7 Prozent aller Väter noch nie mit ihren Kindern am Computer gespielt. "Man sollte besser solche Eltern statt der Spiele verbieten", so der CDU-Politiker.

    Er vermutet, dass auch etwas anderes dahinter stecken könnte, der alte Streit um Zuständigkeiten der Länder und des Bundes - derzeit sind Medienangelegenheiten klassische Aufgaben der Länder. "Möglicherweise handelt es sich aber auch um den Versuch, weitere Landesaufgaben durch den Bund zu übernehmen", so Jarzombek. "Die Bundesländer haben in der Vergangenheit erfolgreich im Jugendschutz gearbeitet. Das lassen wir uns nicht von Bundespolitikern der zweiten oder dritten Garnitur schlechtreden."

    Von Seiten der Spieleentwickler wird indes gefordert, dass erst einmal der Begriff "Killerspiele" eindeutig definiert werden sollte: "Soweit mit diesem Begriff auch auf die so genannten 'Ego-Shooter' abgezielt wird, möchten wir darauf hinweisen, dass aus unserer Sicht die bestehenden Regelungen im Bereich des Jugendschutzes für den Bereich Computer- und Videospiele ausreichen", so der norddeutsche Entwickler-Verband Northstar Developers. Auch hier heißt es, dass bereits die bestehenden gesetzlichen Regelungen eine Indizierung und damit ein Verbot von Gewalt verherrlichenden und Menschen verachtenden Computerspielen vorsehen würden.

    Quelle, http://www.golem.de

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