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    London sucht die Attentäter

    In Großbritannien wird mit Hochdruck nach den Terroristen des schwersten Angriffes seit dem Zweiten Weltkrieg gefahndet. Die britische Polizei arbeitet dabei mit Geheimdiensten aus aller Welt zusammen. Ermittlern zufolge benutzten die Täter vermutlich Zeitzünder für ihre Bomben. Mittlerweile ist von 52 Toten die Rede.



    AFP
    Polizist vor dem Eingang zum U-Bahnhof Kings Cross: Handschrift der Qaida?
    London - Premierminister Tony Blair appellierte an die Briten, sich vom Terror nicht einschüchtern zu lassen. Er sieht islamistische Extremisten hinter den Bluttaten. "Wir wissen, dass die Leute, die hinter diesen Anschlägen stecken, behaupten, im Namen des Islam zu handeln", sagte Blair am Abend im Fernsehen. "Wir wissen auch, dass die große Mehrheit der Muslime hier und im Ausland anständige und gesetzestreue Menschen sind, die diese Art des Terrorismus genauso verabscheuen, wie wir es tun." Außenminister Jack Straw sagte, die Anschläge trügen die Handschrift des Qaida-Netzwerks.

    Der australische Ministerpräsident John Howard erklärte, neuesten Informationen zufolge seien 52 Menschen getötet worden. Genauere Angaben über die Quelle der Informationen machte er jedoch nicht. Nach der Anschlagsserie auf U-Bahnen und einen Bus in der britischen Hauptstadt war in der Nacht noch von mindestens 38 Toten die Rede gewesen. Nach Angaben der BBC starben bei den drei Anschlägen auf die U- Bahnen 35 Menschen, zwei weitere kamen in dem Bus ums Leben. Ein Schwerverletzter starb später im Krankenhaus. 700 Menschen wurden verletzt, 45 davon schwer. In den Krankenhäusern kümmerten sich die Mediziner im Dauereinsatz um die Verletzten, von denen einige schwere Verbrennungen erlitten.


    BILDER AUS LONDONS STRASSEN: BLUT UND SCHRECKEN IN DEN GESICHTERN

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    Die Polizeiarbeit und die Untersuchung der Tatorte liefen auf Hochtouren.Die Sprengsätze bei den Terroranschlägen in London wurden nach Angaben eines US-Ermittlers möglicherweise mit Zeitzündern zur Detonation gebracht. Das gehe aus Beweisstücken hervor, die aus den Trümmern geborgen worden seien, sagte der Anti-Terror-Experte, der seinen Namen nicht nennen wollte. Die Ermittler gingen nicht davon aus, dass die Bomben wie bei den Anschlägen in Madrid mit Mobiltelefonen gezündet worden seien, da diese in U-Bahn-Tunnels häufig nicht funktionierten.

    Eine Bestätigung dafür, dass es sich um Selbstmordanschläge gehandelt haben könnte, lag nach Angaben des Ermittlers zunächst nicht vor. Eine Sprecherin der britischen Regierung erklärte, man wolle nicht über mögliche Ursachen spekulieren. Bei der Suche nach den Tätern arbeitet London mit den Geheim- und Sicherheitsdiensten der USA, Frankreichs, Spaniens und Deutschlands zusammen, berichtete Innenminister Charles Clarke. Der Politiker betonte, es habe keine Warnungen gegeben. Nach den Anschlägen war ein Bekennerschreiben des Terrornetzes al-Qaida in einem Internetforum aufgetaucht. Darin hieß es, die Anschläge sollten die britische "Kreuzfahrer-Regierung" wegen ihres Truppeneinsatzes in Afghanistan und im Irak treffen.

    Verkehr immer noch eingeschränkt

    Königin Elizabeth II. will heute Überlebende der Anschläge besuchen und ihnen Mut zusprechen. Auf dem Buckingham-Palast wehten die Flaggen auf Halbmast. Wann der U-Bahn-Verkehr in der Millionenmetropole wieder läuft, war noch unklar. Am Abend fuhren erste Busse und Züge. In den Straßen war es ruhig, viele Pendler gingen zu Fuß nach Hause.

    Nach Angaben der Polizei muss auch heute mit erheblichen Verkehrsbehinderungen gerechnet werden. Die Pendler sollten sich "ernsthaft überlegen, ob sie in die Stadt kommen oder nicht", sagte ein Polizeisprecher. Es gehe darum, ein Verkehrschaos in London zu vermeiden.

    Die Welt reagierte mit Entsetzen. Der Weltsicherheitsrat forderte die internationale Gemeinschaft nach einer außerplanmäßigen Sitzung in einer einstimmig verabschiedeten Resolution dazu auf, sich an der Suche nach den Tätern, Drahtziehern und Sponsoren zu beteiligen. Der Nato-Rat will heute in Brüssel über die Lage beraten.

    http://www.Spiegel.de

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