Wem gehören Justins E-Mails?

  • Die Eltern eines im Irak getöteten Soldaten fechten zurzeit einen bizarr anmutenden Kampf mit der Internetfirma Yahoo aus. Sie wollen ein Kriegstagebuch veröffentlichen und bitten dafür um Zugriff auf das E-Mail-Postfach ihres verstorbenen Sohnes. Doch Yahoo stellt sich quer.


    Die Pressemitteilung aus dem Verteidigungsministerium war kurz, sachlich und nüchtern. Am 13. November, so war darin zu lesen, sei der Soldat Justin Ellsworth im Irak ums Leben gekommen, durch Feindeinwirkung in der Al Anbar Provinz, zu der auch die Rebellenhochburg Falludscha gehört. Zum Zeitpunkt seines Todes war der 20-Jährige noch nicht einmal zwei Monate im Irak. Mit ihm zusammen starben vier andere Soldaten

    Justins Familie blieb nach der Beerdigung nicht viel von ihrem Sohn; ein paar persönliche Gegenstände und der schwache Trost, dass Justin angeblich bei der Evakuierung von Zivilisten aus der Stadt Falludscha geholfen haben soll. Und es bleibt Ihnen Justins Mail-Account mit Post, die ihm Freunde und Familie in den Irak geschickt haben.

    Die Familie will nach den Worten von Justins Vater John im Andenken an ihren Sohn, der auf den nach seinem Tod veröffentlichten Fotos stets mit einem großen Cowboyhut zu sehen ist, eine Art Kriegstagebuch herausgeben. Darin sollen neben den Mails, die Justin aus dem Irak geschickt hat, auch Texte stehen, die er erhalten hat. "Er wollte sicher gehen, dass seine und folgende Generationen authentische Berichte von jemandem haben, der dort war", erklärte sein Vater in einem Interview mit der BBC.

    Doch die Eltern haben die Rechnung ohne Yahoo gemacht. Die Internetfirma verweigert der Familie den Zugang zum E-Mail-Account des getöteten Marines. Zur Begründung verweist das Unternehmen auf die Geschäftsbedingungen der US-Version des Freemail-Dienstes. Darin heißt es ausdrücklich, dass Accounts nach dem Tode des Inhabers nicht übertragbar sind - bei vielen Konkurrenten wie beispielsweise AOL ist das anders.

    "Nebenwirkung" des Datenschutzes

    Mehrere Firmensprecher von Yahoo erklärten, dass das Unternehmen zwar vollstes Verständnis für das Ansinnen der Eltern hätte, aber leider keine Ausnahme von den Vorschriften machen könne. Das sei man allen Kunden schuldig, die auf die Vertraulichkeit ihrer Yahoo-Mails vertrauten.

    Das war eine Erklärung, die John Ellsworth so nicht akzeptieren wollte. Der Polizist kurbelte eine groß angelegte Medienkampagne an, trat in jedem größerem US-Fernseh-Network auf. Zahlreiche Zeitungen berichteten über das Thema. Seitdem tobt im Web eine hochgradig emotionalisierte Debatte.


    Auf der einen Seite stehen die Menschen, die vom Gefühl her oder aus patriotischen Gründen dafür sind, dass die Familie Zugang zu den Daten bekommt. "Ich denke, dass Sie den Account bekommen sollten. Er war Ihr Sohn und Sie verdienen es", schreibt etwa Courtney Brouse aus Michigan auf einer Gedenkwebseite für den getöteten Soldaten. Ähnlich wie sie sehen es auch zahlreiche andere Nutzer von Online-Diskussionsforen.

    Doch es gibt auch nicht wenige Gegner einer Freigabe. Marc Rotenberg, Chef des renommierten Electronic Privacy Information Center (EPIC) gehört dazu. Natürlich sei das ganze "sehr schwierig für die Familie", sagt er. "Aber ich denke, Yahoo macht es richtig." Wenn man einmal damit beginne, Ausnahmen zu machen, würden Datenschutzrechte erodiert.

    Doch Justins Vater - der sogar schon Angebote, die Mailbox seines Sohnes zu hacken erhalten und abgelehnt haben will - sieht das anders. Er will seine Forderungen vor Gericht durchsetzen.

    Dabei muss er sich beeilen: Weil Yahoo Accounts löscht, die über längere Zeit inaktiv geblieben sind, läuft Justins Familie Gefahr, auch noch das wenige zu verlieren, was ihr von ihrem Sohn geblieben ist. Werden die Mails nicht in den nächsten Tagen freigegeben, darf sie Yahoo vom Server werfen, weil das Mail-Konto 90 Tage hintereinander nicht benutzt wurde. Rein rechnerisch wäre das spätestens am 3. Februar soweit.


    Cheeers

    @JackI:pfct:

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    Lebt in der Liebe,wie auch Christus uns geliebt hat.
      

    [ Epheser. 5,2 ]

  • Er sollte die Angebote annehmen mit dem Hacken "lassen" - Es geht nicht um irgendeine Datenschutz Sache, sondern um seinen Sohn...

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    Respect the Scene, Respect their Work !

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